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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
15. August 2007
20:37 MESZ
Kunsthaus Bregenz, Open Air Kino am Tizian-Platz, 6900 Bregenz.Bis 21. 8.

Link: www.kunsthaus-bregenz.at  

Foto: O'Brian, Gladstone Gallery
Barneys "Cremaster 5" (1997) ist konzip iert als Oper, als Klagelied über Trennung und Verlust.

Exzentrik trifft Mystik
Ergänzend zur Ausstellung "Mythos": Matthew Barneys "Cremaster"-Filmzyklus beim "Open Air Kino" neben dem Kunsthaus Bregenz

Schade eigentlich, dass Sie jetzt schon Norman Mailer als Entfesselungs- und Zauberkünstler Harry Houdini verpasst haben. Matthew Barney hat den zweifachen Pulitzer-Preisträger 1999 für diese Rolle in "Cremaster 2" verpflichtet. Am Mittwoch wurde dieser im Rahmen der Filmreihe "Open Air Kino" neben dem Kunsthaus Bregenz gezeigt .

Und Barney zeichnet auch mitverantwortlich für die Filmschau, die dort ergänzend zur Ausstellung Mythos gezeigt wird und die mit einigen Köstlichkeiten künstlerischen Filmschaffens aufwarten kann. Barney stellt im Programm dabei seine eigenen Werke in einen Dialog mit Filmdokumenten von und über Joseph Beuys, der auch in der noch bis 9. September laufenden Ausstellung die historische Referenzgröße zu seinen und den Arbeiten von Douglas Gordon und Cy Twombly ist.

Aber zurück zu Cremaster 2, der mit den anderen vier, nicht chronologischen Teilen der Cremaster-Serie ("Hodenheber" nennt sich der Cremaster-Muskel auch) eine exzentrisch bunte und sinnliche Bildersprache gemein hat. In Cremaster 2 verbindet sich die Geschichte Houdinis mit jener seines mutmaßlichen Enkels, dem Mörder Gary Gilmores, der 1977 seine eigene Hinrichtung durchgesetzt hatte und dem Norman Mailer wiederum in dem Roman The Executioner's Song 1980 ein literarisches Denkmal gesetzt hat.

Barneys Filme, die zwischen skulpturalem Erleben und erzählerischer Struktur changieren und sich mit Elementen aus Biologie und Psychoanalyse zu atmosphärischen Assoziationsketten verknüpfen, haben selbst Kunststatus erlangt.

Die Filme von Beuys besitzen meist dokumentarischen Charakter, wenngleich sie aber ein wesentlicher Schlüssel zum heutigen Verständnis seiner mehr als 30 Jahre alten Aktionen sind. - Bis 21. August zeigt man jeweils ab 21.15 Uhr ihre filmischen Arbeiten sowie Feature Film (19. 8.) von Douglas Gordon. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.8.2007)


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