Salzburger Nachrichten am 11. Februar 2005 - Bereich: kultur
Ein Fest fürs Auge Das Salzburger Museum
Carolino Augusteum zeigt ab heute, Freitag, eine große Retrospektive zum
Schaffen des großen österreichischen Malers Anton Faistauer.
KARL HARBSALZBURG (SN). Bei seinem Tod 1930, im Alter von nur 43
Jahren, galt Anton Faistauer als beliebtester Maler Österreichs. Er wurde
in einem Atemzug mit Kokoschka, Schiele und Boeckl genannt. Trotzdem
umgibt den 1887 in St. Martin bei Lofer im Pinzgau Geborenen der Nimbus
eines "regionalen" Meisters. Zur 75. Wiederkehr des Todestages unternimmt nun das Museum Carolino
Augusteum den Versuch, in der seit der Wiener Gedächtnisausstellung 1930
umfangreichsten Werkretrospektive den Nachweis zu liefern, wie Faistauer
in den österreichischen und überregionalen Kunstkontext einzuordnen ist.
Kurator Nikolaus Schaffer hat in akribischer Arbeit über 50 Ölbilder neu
zum bisherigen Werkkatalog hinzufügen können. Ein Jugendwerk
("Mädchenbildnis", um 1906) konnte für das Museum erst kürzlich erworben
werden. Mit über 100 Ölbildern und 50 Zeichnungen und Aquarellen wird ein
großzügiger und doch genau fokussierter Überblick über Faistauers Werk
geschaffen. 27 Ölgemälde und über 50 Arbeiten auf Papier zählen zum
museumseigenen Bestand, 48 private Leihgeber, sechs andere Museen und fünf
Institutionen trugen das Ihre dazu bei, dass in der Schau rund 70 Werke zu
sehen sein können, die noch nie ausgestellt waren; bei vielen von ihnen
handelt es sich überhaupt um Neuentdeckungen. Der Rang von Faistauers Malerei zeigt sich insbesondere in seiner
spezifischen Koloristik. Er wollte "Altmeisterliches und Neuzeitliches
verbinden" (Nikolaus Schaffer). So sehr sich Faistauer, ein Pionier und
Klassiker der modernen Kunst in Österreich, auch für die Moderne
einsetzte, ohne die es keinen Fortschritt geben kann, so sehr wusste er
sich auch aufgehoben in der abendländischen Malereitradition. Deswegen
verließ er auch nie die angestammten Themen: Landschaft, Natur, Porträt,
religiöse Motive. Populär , wenn auch heftig umstritten, wurde Faistauer
durch seine öffentlichen Arbeiten, die Fresken des Kleinen Festspielhauses
oder jene in der Pfarrkirche Salzburg-Morzg, die einen echten
"Kulturkampf" auslösten. Die klar gegliederte und ruhig geführte Salzburger Ausstellung hebt vor
kräftigem Hintergrund und in warmem Licht vor allem die expressive
Leuchtkraft der Faistauerschen Farbpalette hervor. Die Ölgemälde strahlen
einen schier festlichen Glanz aus, ohne dass das Pathos überhand nehmen
würde.Retrospektive Anton Faistauer, Salzburger Museum Carolino Augusteum
bis 22. Mai. Eine Würdigung Faistauers lesen Sie am Wochenende in der
Beilage "Lebensart". |