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Karola Kraus: "Künstler müssen nicht tot sein"

22.03.2010 | 18:37 |  (Die Presse)

Karola Kraus, ab Oktober Direktorin des Wiener Museums moderner Kunst, zeigt ihre erste Ausstellung Mitte 2011.

„Die Presse“: Sie haben 33 Bewerber aus dem Feld geschlagen. Freuen Sie sich?

Karola Kraus: Natürlich! Ich kenne zwar meine Konkurrenten nur aus der Zeitung, aber wenn die Meldungen stimmen, habe ich mich gegen große Ausstellungsmacher durchgesetzt. Da bin ich schon stolz.

 

Was können Sie über Ihre Pläne sagen?

Kraus: Es wird am 5.Mai eine Pressekonferenz geben. Ich werde nicht mehr so viele Ausstellungen machen, sondern nur mehr vier große im Jahr – im Zusammenhang mit der Sammlung. Da liegt ein großes Potenzial drin. Ich bin sehr interessiert an US-Minimal-Art und Konzeptkunst. Das sind Richtungen, von denen ich mir vorstellen kann, dass man diese Positionen mit US-Pop-Art verbindet – und somit die Sechziger breiter gefächert ausstellt. Wichtig ist mir, das Spektrum von den Sechzigern, Siebzigern bis heute möglichst umfangreich darzustellen.

 

Wie wichtig ist die Sammlung für Sie?

Kraus: Ich habe in meiner Vergangenheit noch nie ein Haus mit einer eigenen Sammlung geleitet. Aber ich habe immer mit Sammlern und Sammlungen zusammengearbeitet und werde das auch weiterhin tun. Ein wichtiges Ziel ist, das Museum stärker im internationalen Kunstkontext zu verankern. Es gibt ständig neue spannende Entwicklungen, die Eingang in die Ausstellungsprogramme finden sollen.

 

Der Boom bei bildender Kunst scheint außerordentlich stark. Warum ist das so? Hängt das mit den Medien zusammen, oder hat es einfach mit diesem bekannten Spruch zu tun: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte?

Kraus: Diesen Boom bei bildender Kunst gibt es seit langer Zeit. Was sich meiner Ansicht nach maßgeblich verändert hat, ist die Rezeption. Junge Künstler werden heute ganz anders wahrgenommen. Früher musste ein Künstler erst mal tot sein. Heute kann er schon zu Lebzeiten anerkannt werden. Das ist für den Boom mitverantwortlich.

Welche Forderungen haben Sie gestellt? Wie ist es mit der Mumok-Erweiterung?

Kraus: Ich habe keinerlei Versprechen bekommen. Der Platzmangel ist auch nicht mein vorrangiges Problem. Ich denke, dass man mit den Ausstellungsflächen sehr viel machen kann. Im Laufe der Zeit wird es sich ergeben, ob der Raum ausreicht. Wenn nicht, werde ich alle Hebel in Bewegung setzen, damit man mir Zugeständnisse macht.

 

Wie sieht es mit Budgeterhöhungen aus?

Kraus: Das Mumok hat eine Budgeterhöhung bekommen, die auch für die kommenden Jahre festgeschrieben wird. Ich bin darüber sehr glücklich, denn in Zeiten der Krise gibt es eher Kürzungen, und von daher möchte ich mich an dieser Stelle auch keineswegs beschweren. Es ist jetzt eine Periode, in der es kein Museum leicht hat. Man muss versuchen, Mittel aufzutreiben, was mir in Baden-Baden auch gelungen ist.

 

Sie haben mit Ihren wirtschaftlichen Erfolgen die Ministerin überzeugt? Sponsoren etc.?

Kraus: Ich habe die Ministerin, denke ich, damit überzeugt, dass ich international so gut vernetzt bin. Das war sicher der ausschlaggebende Punkt für ihre Entscheidung. Aber natürlich sind Sponsoren wichtig. Ich habe eine Edition Staatliche Kunsthalle in Baden-Baden ins Leben gerufen, wo die Kunsthalle von den Künstlern, die sie ausstellt, Unikate und Auflagen bekommt. Das hat sich mittlerweile als sehr gute Einnahmequelle etabliert.

 

Geben Sie Baden-Baden ganz auf?

Kraus: Ich habe mir ausgehandelt, dass ich alle Projekte, die ich in Baden-Baden angeleiert habe, noch seriös zu Ende bringe. Das dauert noch bis Ende März 2011. Ich werde ab Oktober in Wien sein, aber parallel dazu noch meine Vorhaben in Baden-Baden abarbeiten. Das bin ich meinen Mitarbeitern, der Kunsthalle und auch dem Ministerium schuldig. Mitte 2011, so schätze ich, wird meine erste Ausstellung kommen. bp


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