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Ich bereue nichts, na ja, fast nichts

27.12.2007 | 18:21 | ALMUTH SPIEGLER (Die Presse)

Seit mich ein sonst sicher reizender Wiener Priester in meiner Firm-Beichte angebrüllt hat, lehne ich derartige rituelle Zerknirschungen eigentlich aus schierer Angst um mein Hör- und Denkvermögen radikal ab.

Seit mich ein sonst sicher reizender Wiener Priester in meiner Firm-Beichte angebrüllt hat, lehne ich derartige rituelle Zerknirschungen eigentlich aus schierer Angst um mein Hör- und Denkvermögen radikal ab. Wenn auch mein Vergehen damals sicher ein äußerst sündiges war: Eine 14-Jährige gesteht, das letzte Mal vor ihrer Erstkommunion gebeichtet zu haben. Aber egal. Heute mache ich eine Ausnahme. Und beichte. Ein paar kleine böse Gedanken. Die großen sowieso nicht, aus Prinzip. Und, bitte, nicht schreien.

Dass ich glaubte, der Dialog zwischen Kunst und Kirche sei vor allem eines: tot. Dabei scheint er doch gerade 2007 – siehe jedem Star sein Fenster – recht sprudelnd gewesen. Die beiden K's sprechen also miteinander. Vor allem in Graz. Und Salzburg. Nur in Wien, da schweigt man lieber. Eh besser vielleicht.

Dass ich, als ich hörte, dass Olaf Metzels Skulptur der verschleierten Nackten am Karlsplatz vom Sockel gestürzt wurde, für eine Nanosekunde tatsächlich dachte, es sei Kunsthallen-Chef Gerald Matt höchstselbst gewesen. Tiefnächtens, mit Beilchen, in seinen Augen glühend ein Kunstskandälchen. Vergebung!

Dass ich die Documenta gut gefunden habe, ziemlich gut sogar. Und das noch nicht einmal bereue.

Dass ich tatsächlich denken konnte, MAK-Direktor Peter Noever schicke mir eine grüne Mamba, als er mir vor Weihnachten ein offenes Mini-Terrarium mit welken grünen Blättern darin schickte. Dabei war das Blumen-Avantgarde. Sicher.


almuth.spiegler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2007)


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