Quer durch Galerien
Die große "Versitzfleischung"
Von Claudia Aigner
Wasser hat ein Gedächtnis. (Das ist
wissenschaftlich erwiesen.) Und wieso haben Hannes Langeder und Rainer
Gamsjäger, die die Merkfähigkeit des Wassers schamlos ausnutzen, trotzdem
noch kein Wasserbett im Angebot, das sich so verhält, als befände sich ein
Hollywoodstar darin (also ein Bett in den "Geschmacksrichtungen" Brad Pitt
oder Sharon Stone)? Weil die "Versitzfleischung" (um nicht zu sagen:
Verarschung) dann wohl zu offensichtlich wäre. Sie füllen ja nicht einmal
eine Badewanne mit Angelina Jolie ab (bzw. mit deren "molekularen
Informationen", wobei natürlich nicht nur die beiden "Riesenmoleküle"
gemeint sind). Bis 5. Juli geht es bei der IG Bildende Kunst
(Gumpendorfer Straße 10-12) um die Schrankenlosigkeit der Kunst (zwischen
Musik, Film und Wissenschaft). Und inmitten einer "hochwissenschaftlichen"
Versuchsanordnung aus Kabeln, Spulen und vielen Knöpfen steht da ein
unscheinbares Glas Wasser, in das die "molekulare Frequenzsignatur" jedes
Besuchers eingehen soll. Langeder/Gamsjäger erweisen sich als Meister der
"angewandten Wissenschaftsgläubigkeit". Von Eva Jantschitschs
bitterbösem Mundhygiene-Video ("Putz die Zähne, bis du blutest! Fürs
Vaterland") bekommen empathische Personen mindestens eine Parodontitis. 28
Minuten lang wird man mit dem Geräusch vom Zähneputzen gefoltert (eine Art
"Zahnpasta-Bulimie"). Der gelungene psychologische Trick dabei: Das Video
hat kein Bild, aber umso mehr (authentischen) Ton. Apropos Ton: In Klaus
Taschlers charmant irritierendem und ambitioniert nervtötendem Video macht
ein ausgeschalteter Wecker trotzdem weiter ("akustische
Phantomschmerzen"?). Und weil auch kein anderes Alltagsgeräusch freiwillig
aufgibt, flüchtet sich der Hauptdarsteller in das "Prinzip Oropax", wo man
sich ja die Ohren "mit Stille zustopft". Ein Bild kann man aus zwei
Gründen mit Schaumstoff einrahmen: weil man feuchte Wände daheim hat und
hofft, sie auf diese Weise dezent trockenlegen zu können (also mit
Bildern, die saugfähig sind wie ein Schwamm und die man dann halt ab und
zu ausdrückt). Oder weil man die Schwester der Malerin Heidrun Widmoser
ist. Heidrun und Sigrid Widmoser (bis 7. Juli in der Galerie V & V,
Bauernmarkt 19) bewältigen den ganz ordinären Alltag und seine
alltäglichen Gegenstände zu zweit, wobei sie auf originell symbiotische
Weise aufeinander reagieren. Besonders gelungen: die kleinen Vitrinen,
wo sich zu einer Malerei von Heidrun ein Ring oder ein "Ding" von Sigrid
hinzugesellt. Einem echten, klitzekleinen Kaktus passt da etwa sein
wunderschön stacheliger Blumentopf aus Bronze so angegossen wie dem Bullen
von Tölz eine handelsübliche Badewanne. Das gemalte, stinknormal
alltägliche Trinkglas daneben fasst man da leicht als hundsgemeine,
schadenfrohe Aufforderung zum Denksport auf: Wie zwängt man Wasser in den
engen Blumentopf vom Kaktus hinein? Vermutlich so, wie auch der Bulle von
Tölz sein Badewasser einlassen würde, wenn er schon längst in der Wanne
läge: mit der Injektionsnadel. Emi R. Denk (bis 7. Juli in der Galerie
Contact, Singerstraße 17) listet in ihren Bildern die Accessoires des
Alltags (Hüte, Leiberln usw.) gestisch brutal auf. Die wortspielerischen
Titel sind dabei ein ganz besonderes Vergnügen. "Schrittmacher": Das hat
nur insofern mit dem Herzrhythmus zu tun, als das Herz schneller schlägt,
wenn man schneller geht (zu sehen sind Schlapfen). Die Zeichnungen sind
meist trotzdem kraftvoller als die Gemälde.
Erschienen am: 29.06.2001 |
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