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14.11.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Hohenlohe & Kalb. Es gibt eigentlich nur eine Erklärung, warum diese Ausstellung der Werkstatt Franz West "parlez-vous français?" heißt: nämlich daß der Meister seine Arbeiten gern französisch betitelt. Doch um "Voulez-vous coucher avec moi?" zu verstehen, bedarf es kaum großer Sprachkenntnisse - womit auch schon die schlechteste Arbeit der Ausstellung herausgefischt wäre: ein gräßlich bemalter Pappmachéknödel auf einem Sockel. Ansonsten aber bietet die Schau doch einiges Erfreuliches von den Schülern. Ein 12 Meter langes Baumfries von Songül Boygraz: über Kopfhöhe ziert es Vorraum und WC. Unheimliche Interventionen von Leopold Kessler, die einen das Fürchten lehren, etwa eine von Geisterhand bewegte Türschnalle. Ganz besonders ragt Franz Kapfer heraus, der als Akteur seiner Photoskulpturen und Installationen auf köstliche Weise kunstgeschichtliche Motive mit Alltag und Humor verquickt (I., Bäckerstraße 3; bis 29. November).

Galerie Peithner-Lichtenfels. Das Verharren, Schweben, Balancieren - Zustände wie diese sind Leitmotive in Leander Kaisers neuen Figurenbildern. Mit typischem trockenen Farbauftrag gefertigt, lassen diese Ölgemälde in ihrer Zeitlosigkeit und Traumverlorenheit die Welt der Märchen und Sagen assoziieren. Bisweilen ist auch ein Drang zum Allegorischen spürbar. Etwa in "Amazonas": eine weibliche Gestalt in einfachem Hemd blickt, vom Betrachter abgewandt, das Kind im Arm und mit dem Knie an einem Geländer abgestützt, in blaue Weite. Fruchtbarkeitssymbolik? Sehnsuchtsmetapher? Kaiser ruft stets den Kanon des Gelesenen und Gesehenen, durch Kunst und Literatur Empfundenen ab. Gelegentlich schwingt auch Zeitkritik mit: etwa wenn er für "Kinderspiele im Jahr 1999" zwei Buben auf einer Rakete herumturnen läßt. Aber das ist denn doch nicht seine Welt - weshalb er dem einen der beiden ein Engelsflügerl malt (I., Sonnenfelsgasse 6; bis 27. November).

Galerie Chobot. Archaisch wirkten Alfred Haberpointners Holzskulpturen - Ovale, Stelen, Platten mit behauenen, gebrannten, manchmal gefärbten Oberflächen - immer schon. Nun steuert er die Assoziation des Betrachters bewußt in Richtung "Köpfe" und bewegt sich damit auf einen Klassizismus zu, der seinen bildhauerischen Qualitäten nicht entspricht. Eine Übergangsphase? (I., Domgasse 6; bis 15. November).



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