23.05.2003 14:59
"Gironcoli-Kunsthalle" ohne Land Kärnten
Kulturreferent Jörg Haider gibt Rückzug aus dem Projekt bekannt -
Ambrozy: "Einmalige Chance vertan"
Klagenfurt - Das Land zieht sich aus dem gemeinsamen Projekt
"Gironcoli-Kunsthalle" in Bad Bleiberg zurück. Dies teilte Landeshauptmann Jörg
Haider am Donnerstagabend in seiner Eigenschaft als Kulturreferent mit.
Begründet wird der Rückzug in einem Brief an den Künstler damit, dass
gemachte Zusagen erst verspätet bzw. gar nicht eingehalten wurden. Das Angebot
des Landes sei nicht angenommen worden. Das Land habe Millionenbeträge für die
Adaptierung bzw. Umbaumaßnahmen der ehemaligen Erzaufbereitungshallen (für eine
Kunsthalle) in Bad Bleiberg gesichert. Weiters seien Stiftungskapital gesichert,
Verhandlungen mit Bund und Sponsoren geführt und auch Kosten für personelle
Ressourcen und Projektkosten übernommen worden. Trotz der langen Wartezeit sei
es nicht gelungen, die Intentionen umzusetzen und einen Vertragsabschluss zu
erreichen. Das Geld könne aber nicht noch länger gebunden werden, so
Haider.
Offen geblieben
So sei Übereinstimmung darüber
erzielt worden, dass ein vervollständigtes Werkverzeichnis samt Bildnachweis bis
zum 15. April 2002 fertig zu stellen sei. Auch seitens des Anwaltes des Landes
seien die ausständigen Unterlagen immer wieder eingefordert und Aufklärung
darüber erbeten, welche bestehenden Vereinbarungen hinsichtlich der Skulpturen
mit Galeristen, Kunsthändlern, Gießereien, usw. bestehen und ob es auf die
Figuren Ansprüche Dritter gibt, bzw. ob im Zusammenhang mit den Figuren noch
Ansprüche gegenüber Dritten bestünden, betonte Haider.
Am 20. April 2002
habe Gironcoli darum gebeten, die Projektvorbereitung auszusetzen. Dann sei
mitgeteilt worden, dass das von den Repräsentanten des Landes Kärnten am 18.
März 2002 formulierte Angebot an Gironcolis "grundsätzlich positiver
Einstellung" nichts geändert habe.
Weil bis heute weder das mehrfach
zugesagte vervollständigte Werkverzeichnis samt Bildnachweis noch die
Rekonstruktionsanweisungen übermittelt wurden und seit mehr als einem halben
Jahr trotz Urgenz keinerlei Mitteilung mehr erfolgte, wurde die Konsequenz
seitens des Landes gezogen, sich vom gemeinsamen Vorhaben zurückzuziehen, teilte
der Landeshauptmann mit.
Ambrozy: "Einmalige Chance
vertan"
Für den Kärntner SPÖ-Vorsitzenden LHStv. Peter Ambrozy hat
Landeshauptmann Jörg Haider (F) bei der "Gironcoli-Kunsthalle" eine einmalige
Chance vertan. "Haiders Kulturpolitik beschränkt sich auf eine reine
Ankündigungspolitik, Disziplinierungsversuche und Events, bei denen sich der
Kulturreferent selbst in Szene setzen kann", stellte Ambrozy fest.
Mit
dem Museum für Bruno Gironcoli hätte man die einmalige Chance gehabt, eine
Brücke zu einem einmaligen zeitgenössischen Künstler und seinen Kärntner Wurzeln
zu schlagen. Haider habe daraus zuerst eine "never ending story" gemacht und die
einmalige Möglichkeit, Gegenwartskunst in Kärnten eine Heimat zu geben,
letztlich in den Sand gesetzt. Ambrozy: "Gironcolis asynchrone Position in der
Kunstszene hätte die Möglichkeit geboten, Kärnten international zu
positionieren".
"Überaus bedauerlich"
Die Kultursprecherin
der Bundes-SPÖ, Christine Muttonen, bezeichnet in einer Aussendung den Rückzug
des Landes Kärnten als "überaus bedauerlich". Sie halte die Argumentation
Haiders "für vorgeschoben".
ÖVP-Landesobmann Georg Wurmitzer bedauert
ebenfalls den Rückzug des Landes, schlägt jedoch vor, mit Bruno Gironcoli
nochmals ein offizielles Gespräch zu führen. "Es sollte wenigstens ein Teil der
umfassenden Sammlung in Kärnten als Heimat des Künstlers einen Platz finden und
daher eine positive Lösung gesucht werden", dazu Wurmitzer. (APA)