17.03.2003 12:10
Das Ding und sein Double
Im
schmalen Schattenreich des Messingleuchters: Markus Wilfing arrangiert die
Dingwelt neu - Galerie Eugen Lendl Graz
Bevor er sich ans Grazerischste aller
Heiligtümer wagte, dem Uhrturm eine Doppelung zur Seite gab, hat Markus
Wilfing sich an Kleinerem geübt und oft vernachlässigte Dinge - ob
Kleiderständer, Sessel oder Feuerlöscher - fürsorglich mit schwarzen
Wiedergängern ausgestattet. Auch stellt er alltagsgegenständliche Objekte in
zwei Gruppen gegeneinander so auf, dass ein dazwischen eingefügter Rahmen
Glauben macht, er würde einen Spiegel fassen.
Ob aber die verfügte
Doppelung ein fiktives Schattenreich heim in die Dingwelt holt oder sich gar
selbst fiktiv gebärdet, in beiden Fällen steht die Scheidung zwischen einem
Dies- und Jenseits des Realen zur belustigten Debatte. Und zieht die
künstlerische Arbeit ihren Nutzer in den Bann, solange noch die Pointe ihres
Witzes nachhallt.
Auge in Auge mit seinem Zwilling am Balkon steht ein
grün lackiertes Vogelhäuschen in der Galerie und nimmt all die
wirklichkeitskonforme Mühsal mit auf ins Zwiegespräch zu seinen Gunsten. Der
Betrachter darf sich hier beruhigen: Keine Selbstbespiegelung kommt schließlich
aus, ohne sich nicht auch ein wenig wirklichkeitsentrückt zu offenbaren.
(trag/DER STANDARD, Printausgabe, 17.3.2003)