Was haben ein historisches, längst stillgelegtes Eisenwerk, ein mo
dernes Naturmuseum und eine Installation des Künstlers Wolfgang Flatz
gemeinsam? Nichts. Und doch passen die drei Dinge zusammen, bilden eine
unerwartet harmonische Einheit.
Fast 20 Jahre lang lag im Zentrum von Dornbirn ein rund
25.000 Quadratmeter großes Areal brach. Eine Eisengießerei und eine
riesige Montagehalle erinnerten daran, dass sich hier 160 Jahre lang die
Rüsch-Werke, Vorarlbergs größtes Eisenwerk, befunden hatte. Nachdem der
Betrieb 1984 geschlossen worden war, entbrannte eine Diskussion über die
Zukunft der historischen Industriebauten. Erst als Margit Schmid 1994 die
Leitung der Naturschau in Dornbirn übernahm und die Stadtväter vor die
Entscheidung stellte, das verstaubte Naturmuseum zu modernisieren oder zu
schließen, änderte sich die Situation.
Nach langwierigen Verhandlungen einigte sich 1999 Stadt,
Land und Besitzer, aus dem ehemaligen Eisenwerk ein neues Naturmuseum, die
"Inatura", entstehen zu lassen. In Zusammenarbeit mit internationalen
Experten wie Sir David Attenborough, Frederic Vester und Museums-Designern
aus England wurde ein modernes Konzept unter Einbeziehung der historischen
Substanz entwickelt. Die bisherige Sammlung der Naturschau wurde um
lebende Tier- und Pflanzenarten sowie Videos über deren natürlichen
Lebensraum ergänzt. In 50 interaktiven Spielen können die Besucher ihr
Wissen testen und in zehn Kinos imaginäre Reisen durch Gebirge, Wald,
Wasser oder ins Weltall unternehmen.
Nicht zum Museum gehört das imposanteste Gebäude des
einstigen Eisenwerkes, die 420 Quadratmeter große und 12 Meter hohe
Montagehalle. Sie soll künftig dem "Kunst Raum Dornbirn" als
Ausstellungsort zur Verfügung stehen. "Dieser Raum mit den hohen Fenstern
ist wie eine Kathedrale, ich habe noch nie eine derart schöne
Maschinenhalle gesehen", zeigte sich auch der gebürtige Dornbirner
Aktionskünstler Wolfgang Flatz von der Halle begeistert. Wenige Tage nach
Eröffnung der "inatura" schuf der Provokateur seine speziell auf diese
Halle abgestimmte Installation "Heimweh".
Die Fensterscheiben sind rot gefärbt. In der Mitte der
Halle ist ein drei Meter hoher Berg aus Steinen und Geröll angehäuft, aus
dessen Mitte ragt ein monumentales hölzernes Gipfelkreuz. Über
Lautsprecher, die mit Scheinwerfern gekoppelt sind, ist das Pulsieren der
Herztöne von Flatz zu hören, sehen und durch die Vibration körperlich zu
spüren. "Eine Form der Sentimentalität gegenüber meiner Heimat", entdeckt
Flatz mit diesem Raum. Dazu gehört für ihn das Christentum als ethisch
moralisches Fundament: "Obwohl sich heute bestimmte Grundsätze verändert
haben, ist das christlich humanistische Gedankengut in mir verankert und
hat sich auch durch meine Eltern und meine Heimat manifestiert. Es
begleitet mich das ganze Leben."
Ausstellung: Bis 27. Juli. http://www.inatura.at/.
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