06.10.2003 16:54
Kunst zwischen Lehre und Praxis
Projektzusammenarbeit der Kunsthalle Wien mit Angewandter: "Lobbyismus
für Gegenwartskunst" - Neue Internet-Plattform für visuelle Medienproduktionen -
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Wien - Die Kunsthalle Wien und die Universität für angewandte
Kunst Wien werden ihre vor einem Jahr begonnene Zusammenarbeit, die den project
space am Karlsplatz als Schnittstelle zwischen Lehre und Praxis und als
Veranstaltungsort nützt, nicht nur weiterführen, sondern ausbauen. Zentral ist
dabei die neue Mittwoch-Schiene "angewandte@project space", in deren Rahmen sich
ab 8. Oktober die Angewandte einmal in der Woche mit Projekten, Vorträgen oder
Events präsentieren wird. Das gaben Kunsthallen-Chef Gerald Matt und
Angewandten-Rektor Gerald Bast heute, Montag, bei einer Pressekonferenz
bekannt.
Lobbyismus für Gegenwartskunst
"In einer Zeit der
zunehmenden Musealisierung und der zunehmenden Verlagerung der Gelder auf das
Gesicherte und das Touristische ist dieser gemeinsame Lobbyismus für
Gegenwartskunst besonders wichtig", betonte Matt. Man müsse angesichts einer
"Tendenz, die Revolutionen von gestern als Cocktailhäppchen zu verabreichen und
die Irritationen von heute zu meiden" (Matt), verstärkt zusammenarbeiten. Zu der
Frage "Gegenwartskunst auf der Verliererstraße?" bereiten die beiden
Institutionen für Anfang des kommenden Jahres ein Symposion vor. Damit wolle
man, so Bast, "einen Beitrag dazu leisten, dass Gegenwartskunst in der
öffentlichen Wahrnehmung und in der öffentlichen Finanzierung aus der Defensive
herauskommt."
Präsentation von Internet-Video-Plattform
Am
Eröffnungsabend der Kooperations-Leiste "angewandte@project space" (8.10., ab 20
Uhr) wird die neue Internet-Video-Plattform "MMM.ok.ag - Moving Media
Multiplicator" der Medienklasse der Angewandten präsentiert. Sie ist als
Präsentationsmedium für visuelle Medienproduktionen gedacht. "Jeder hat die
Möglichkeit, sich hier relativ einfach eine Öffentlichkeit für seine
Medienarbeit zu suchen", meinte Projektleiter Lucas Czjzek. Bereits nach zwei
Wochen habe man Einreichungen von KünstlerInnen aus allen Kontinenten. Über eine
Art Video-Jukebox können Besucher des project space aus dem gelisteten Angebot
auswählen - die abgerufenen Arbeiten werden in der Dunkelheit auch als
Großbildprojektion auf der Terrasse der Kunsthalle zu sehen sein. Performances,
Konzerte oder Präsentationen sollen das Projekt
begleiten.
Dokumentation in Buchform
Resultate eines
anderen Projekts der Zusammenarbeit zwischen Universität für angewandte Kunst
und Kunsthalle werden in Kürze in Buchform präsentiert. Im März 2002 wurde bei
einer Veranstaltungsreihe die "'österreichische' nationalsozialistische
Ästhetik" diskutiert. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind nun als erster Band
der im Böhlau Verlag erscheinenden "Edition Die Angewandte" zusammengefasst, der
am 15.10., 19 Uhr, bei einem Round Table Gespräch vorgestellt
wird.
Kunsthallen-Preis 2003 an Maria Pia Lattanzi
Ein
weiterer Teil der Kooperation von Kunsthalle und Angewandter ist der
Kunsthallen-Preis, der heuer für eine/n Absolventin/en aus den Bereichen
Bildende Kunst, Experimentelles Gestalten und Raumkunst der Universität
ausgeschrieben wurde. Der Preis für 2003 wurde der Südtirolerin Maria Pia
Lattanzi (Jahrgang 1973) aus der Klasse Adolf Frohner für ihren Porträt-Zyklus
"Tapetentüren zu Menschenbildern" zuerkannt. Von 17. Dezember bis 9. Jänner 2004
wird die Preisträgerin mit der Weiterentwicklung ihres Projektes eine
Ausstellung im project space bestreiten. Außerdem erhält sie ein von der
Rechtsanwaltskanzlei Dorda, Brugger & Jordis ermöglichtes dreimonatiges
Stipendium in die Delfina Art Studios in London für den Sommer 2004. "Peter
Kozek, der im Vorjahr der erste Preisträger war, hat seinen London-Aufenthalt
gerade abgeschlossen und war begeistert", berichtete Kunsthallen-Kuratorin
Gabriele Mackert. (APA)