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Salzburg: Holzskulptur sorgt für Ärger

17.08.2009 | 11:17 |  (DiePresse.com)

Ein Mahnmahl gegen Fremdenfeindlichkeit muss abgebaut werden: Die Aufstellung des Kunstwerks wurde von der Stadt Salzburg nicht genehmigt. Der Bürgermeister will die Genehmigung auch nicht nachholen.

Eine Holzskulptur gegen die Fremdenfeindlichkeit erregt derzeit Aufsehen im Salzburger Festspielbezirk. Sie sei ohne Genehmigung der Stadt Salzburg aufgestellt worden, kritisierte Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). Das Kunstwerk habe zwar einen positiven Hintergrund, weil es um Völkerverständigung gehe, doch das Aufstellen von Skulpturen auf städtischem Grund müsse vom Kulturbeirat und dem Stadtsenat abgesegnet werden. Das sei bei der Skultur mit dem Titel "Hoffnung", die nahe der Kollegienkirche an der Ecke Max-Reinhardt-Platz/Wiener-Philharmonikergasse aufgestellt wurde, nicht der Fall gewesen. 

Der Bürgermeister lässt nun den Initiatoren bis in den September Zeit, die Skulptur zu entfernen. Aus "präjudiziellen Gründen" sprach er sich gegen eine nachträgliche Genehmigung aus. Der städtische Kunstbeirat war zudem nicht begeistert, dass die Figur nur wenige Meter neben dem Pavillon von Anselm Kiefer positioniert wurde.

Engel mit Wegweiser

Die Skulptur verkörpert ein engelhaftes Wesen mit leidvoller Miene, das eine Taube auf den Händen trägt. Darüber zeigen Wegweiser in die Himmelsrichtungen von einigen Ländern wie Kroatien, Serbien, Somalia, Thailand und Tibet.

Der deutsche Bildhauer Andreas Kuhnlein erläuterte sein Werk auf einer Tafel: "Ziel meiner Arbeit ist, durch die Zerklüftung der Oberfläche die Verletzbarkeit und Zerbrechlichkeit, aber auch die Brutalität des Menschen - der Natur und dem Mitmenschen gegenüber - darzustellen. Trotz äußerer und innerer Verletzung hat die Skulptur ihre Würde behalten. Nicht Klage oder Verzweiflung überwiegen, sondern die Taube als Symbol der Verständigung."

Sponsor dieser Kunstinstallation sind die Freunde des Salzburger Adventsingens. Sie wurde Ende Juni anlässlich des Festes der Volkskulturen im Salzburger Mirabellgarten enthüllt und dann in den Festspielbezirk verlegt. Einige Passanten, die am Samstag daran vorbeispazierten, fanden lobende Worte: "Sie gefällt mir besser als der Kiefer-Pavillon", sagte ein Salzburger der APA.

Skandale in Salzburg

Skulpturen, die Salzburg in Aufruhr versetzen, haben in der Festspielstadt beinahe schon Tradition: Im Sommer zeigte die 2003 Wiener Künstlergruppe "Gelatin" auf dem Max-Reinhardt-Platz eine nackte Männerskulptur mit einem erigierten Penis. Das Kunstwerk mit dem Titel "Arc de Triomphe" wurde nach heftigen Debatten umhüllt und schließlich entfernt. Heftig umstritten war auch die Errichtung des Kunst-Pavillons von Anselm Kiefer im Jahr 2002, ein Projekt der "Salzburg Foundation". Der Pavillon befand sich im hinteren Bereich des Furtwänglerparks und wurde 2008 näher an das "Haus für Mozart" gerückt.


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