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Das Füllen von Sammlungslücken

Das Landesmuseum zieht Bilanz: Im Zeughaus wird gezeigt, was aus den Mitteln der Galerienförderung durch den Bund 2001 angekauft worden ist.

TT: Als Leiter der Modernen Galerie des Tiroler Landesmuseums haben Sie die Mio. S (72.672 €) verwaltet, die Sie von der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes als neue Form der Galerieförderung für den Einkauf in österreichischen Galerien bekommen haben. Aus der Galerienförderung wurde nun eigentlich eine Museenförderung.
Dankl: Ja und wir finden das natürlich ganz toll. Die einzige Vorgabe besteht allein darin, in österreichischen Galerien aus laufenden Ausstellungen anzukaufne. Im vergangenen Jahr waren wir an der Reihe, heuer sind es zwölf andere Museen und nächstes Jahr kommen wieder wir dran - sofern diese Modell beibehalten wird.
TT: Um wie viel Geld handelt sich es sich dabei für jedes Museum?
Dankl: Pro Museum eine Million S (72.672 €), die dann durch eigene Mittel um ein Drittel aufgestockt werden muss. Wir haben die Gott sei Dank vom Land Tirol als außerordentliche Dotierung bekommen.
TT: Wie viele Arbeiten haben Sie angekauft?
Dankl: Arbeiten von insgesamt 18 Künstlern. Einerseits konnten wir dadurch Lücken in der musealen Sammlung füllen, andererseits ganz aktuelle Positionen der Tiroler bzw. österreichischen Kunst ankaufen. Bedingung für die Ankäufe ist nämlich nur, dass um ein Drittel der Mittel Arbeiten von Künstlern unter 40 angekauft werden müssen und ein weiteres Drittel in Galerien außerhalb des eigenen Bundeslandes ausgegeben werden muss.
TT: Diese Ankäufe haben Sie allein getätigt, ohne eine Jury an der Seite.
Dankl: Prinzipiell schon, wenn auch alles, was bei uns am Museum über einem Preis von 40.000 S (2900 €) angekauft wird, von einer Kunstkommission abgesegnet werden muss. Und das betraf 90 Prozent dieser Ankäufe. Nach teilweise längeren Diskussionen wurden aber alle meine Vorschläge akzeptiert.
TT: Was wurde nun konkret angekauft?
Dankl: Etwa eine schöne Mappe von Selbstbemalungen von Günther Brus, auf die wir schon lange ein Auge geworfen haben. Sie ist für mich eine der zentralen Arbeiten des Wiener Aktionismus, der bei uns kaum dokumentiert ist. Auch von Gerhard Rühm haben wir eine ganz frühe Arbeit angekauft, die in engem Zusammenhang zur Kunst Gappmayrs zu sehen ist, von dem wir ebenfalls eine frühe Fotografieserie bekommen konnten. Von Oswald Oberhuber haben wir ein schönes Bild aus dem Jahr 1973 gekauft, von Walter Pichler eine Zeichnung von 1975. Alles Arbeiten bzw. Positionen, die bisher in der musealen Sammlung fehlten, aber wichtig sind, um unsere Kunstlandschaft zu dokumentieren.
TT: Hier handelt es sich um historische Positionen. Wie schaut es mit dem Jungen aus?
Dankl: 70 Prozent der jungen Kunst kommt aus Tirol, ist ein Querschnitt durch die Vielseitigkeit des Kunstschaffens im Land. Der Bogen spannt sich vom Objekt von Werner Feiersinger, die Zeichnung von Herbert Hinteregger, die Installation von Richard Hoeck, das Möbel von Christine und Irene Hohenbüchler bis zur tagebuchartigen Zeichnung von Marco Szedenik, einem Buch von Norbert Brunner hin zur Malerei von Nino Malfatti. Gekauft wurde aber auch eine Computerarbeit der Wienerin Flora Neuwirth, ein Objekt von Michael Kienzer, das reizvoll zu dem ebenfalls angekauften, aber 30 Jahre älteren von Roland Goeschl korrespondiert. Wichtig war mir auch die sechsteilige Fotoarbeit von Werner Kaligofsky, der C-Print von Fasoli M&M bzw. die Videoskulptur von Ruth Schnell und die Madonna in Bronze von Siegfried Anzinger.
TT: Sie sind auch in der Ankaufsjury des Landes Tirol dabei. Wann werden diese Ankäufe präsentiert?
Dankl: Der Ankaufszyklus ist jeweils auf zwei Jahre konzipiert, weshalb wir uns vorläufig erst auf ein Konzept geeinigt haben. Wir wollen Arbeiten ankaufen, die sich intermedial mit Medien an sich auseinandersetzen. Daneben sollen historische Positionen angekauft werden. Im kommenden Jahr werden die Ankäufe im Tiroler Landesmuseum präsentiert werden.
TT: Wie viel Geld macht das Land Tirol für diese Ankäufe jährlich locker?
Dankl: Die Jury kann jährlich 181.682 € ausgeben und die Kulturabteilung kauft nach anderen Kriterien weitere Arbeiten um 109.009 € ein. Was wir ankaufen, ist angelegt auf die museale Sammlung, uns geht es um den Ankauf großer Werkkomplexe, während der andere Teil nicht zuletzt für die Ausgestaltung der Büros des Landes verwendet wird.
2002-04-01 16:00:15