Salzburger Nachrichten am 17. August 2005 - Bereich: kultur
Hinter den Wänden Die Ausstellung "Harem -
Geheimnisse des Orients" näherte sich in der Kunsthalle Krems einem
sagenumwobenen Mythos des Morgenlandes.
WIEN (SN-hs). Bei der Ausstellung "Harem - Geheimnis des Orients" im
Kunsthaus Krems ist der Titel Programm: Weder durfte dieser Ort von außen
Stehenden betreten werden, noch finden sich - von wenigen Ausnahmen
abgesehen - originale Bilddokumente zum Leben in dieser "fremden" Welt.
Denn das arabische Wort "Harem" bezeichnet einen abgeschlossenen und
bewachten Wohnbereich eines Serail oder Hauses, in dem die Frauen eines
orientalischen Würdenträgers oder Familienoberhauptes lebten. Außer dem
jeweiligen Herrscher hatten nur Haremssklavinnen, Kinder und Eunuchen
Zutritt zu diesen sagenumwobenen Orten. Die Ausstellung in Krems nähert sich einem bedeutenden Element
morgenländischer Kultur aus der Perspektive europäischer Maler des 19.
Jahrhunderts. Auch wenn die vertretenen Maler - darunter Ingres,
Delacroix, aber auch Leopold Carl Müller oder Rudolf Ernst - niemals die
Gelegenheit hatten, einen Harem zu betreten. Ihre Fantasie wurde dennoch
immer wieder durch Erzählungen über das geheimnisvolle private Reich
hinter den Mauern beflügelt. "Der Harem ist in jener Zeit stark rezipiert worden", so Tayfun Belgin,
Direktor der Kunsthalle Krems. "Schon an den europäischen Höfen des 18.
Jahrhunderts ließ man sich von der Sinnlichkeit und dem märchenhaften
Luxus dieser verborgenen Welt inspirieren." Orientalismus war "in Mode", europäische Maler setzten den Orient in
farbenprächtigen, oft romantisch-kitschig wirkenden Bildern um. Die Schau
zeigt aber neben rund 72 Gemälden und Aquarellen von Haremsdarstellungen
auch Bronzeplastiken von Franz Xaver Bergmann. Diese Kleinplastiken waren als so genannte "Wiener Bronze" vor allem
vor dem Ersten Weltkrieg beliebt und zeigen unter anderen tanzende
Sklavinnen. Zu sehen sind auch Bilder des Fotografenduos Lehnert und Landrock. Sie
stellten in den 1930er Jahren orientalische Szenen im Fotostudio nach und
zeigen so eine künstliche Realität. Das kann man von zehn Fotografien aus
dem "Königlichen Harem des 40. Qajar-Königs" nicht behaupten: Die Bilder
zeigen - um 1860 in Teheran entstanden - wie es in einem Harem tatsächlich
zugehen kann, hat sie doch der Sultan vermutlich selbst gemacht. Aber auch
das ist, wie der Orient selbst, ein Geheimnis, und man sollte nicht so
tun, als sei alles bekannt.Harem - Geheimnis des Orients: Die Ausstellung
ist bis zum 13. November in der Kunsthalle Krems zusehen. |