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Quer durch Galerien

Sambaschule der Orthopäden

Von Claudia Aigner

300 Jahre Wiener Zeitung!"Du, die Kotz' vom F. schaut aus wie a Kunstwerk vom Sengl." - "Des oame Viech." Dieses Gespräch hat tatsächlich stattgefunden (aber ich verrate nicht, wer von den beiden ich gewesen bin). Das Katzerl von besagtem F. zu bedauern, weil die kunstsinnige Umwelt einen echten Sengl darin erkennen muss (sonst wäre sie schließlich nicht kunstsinnig), ist ja keine Kunstkritik. Es spricht daraus vielmehr die Sorge um die Anatomie dieses herzigen Geschöpfes aus der Whiskas-Zielgruppe, das hernach, nach Whiskas, verspielt die Katzenstreu durcheinanderwirbelt. Denn Peter Sengl ist ein berüchtigter Meister der kreativen Prothesen, um nicht zu sagen: ein Heimwerker mit Hang zur Chirurgie. Oder ein Folterknecht, der die Delinquentinnen nicht einfallslos mit Daumenschrauben "manikürt".
Nicht nur, dass er nach dem Sündenfall wahrscheinlich mit einem Bohrer, zwei Achterdübeln, zwei Schrauben und einem Schraubenzieher auf Adam und Eva losgegangen wäre, damit die Feigenblätter garantiert nicht davonflattern, geht er auch noch leidenschaftlich gern in die Oper. Was er mit den Diven angestellt hat, das schockiert noch bis 18. Oktober beim Gerersdorfer auf wohlige Weise (Währinger Straße 12). Als der Sengl mit Madame Butterfly fertig war, war sie höchstens noch der konzertanten Aufführung fähig. Hatte nämlich eine Bewegungsfreiheit wie in der Eisernen Jungfrau. (Gut, in einem Kimono kann man ja auch nicht Aerobic machen, nicht einmal Nordic Walking.) Und der Maria C. hat er den Kopfschmuck auf die Stirn geschraubt, die rechte Schulter tranchiert, die linke amputiert, der Rest ist Prothese. Kein Wunder, dass sie den "Troubadourblick" im Gesicht hat, einen selbstaufopfernd dahinsiechenden Blick.
Sengl, der die Körperteile einfallsreichst "neu definiert" (wohlgemerkt: auf dem Papier oder der Malerleinwand), versteht sich wirklich auf die ästhetische Körperverletzung voll opulenter Schönheit und graziöser Grauslichkeit. Und auf Prothesen der konsequentesten Art. Seine "Opfer" könnten folglich im Karneval von Rio durchaus bestehen (auf dem Umzugswagen der Sambaschule der Orthopäden). Und die Katze vom F., der übrigens ein Wiener Galerist ist? Hatte halt vom Tierarzt einen etwas ausladenden Stützapparat an der Pfote verschrieben bekommen. Fast ein Sengl-Plagiat.
Mitunter fühle ich mich angesichts der Kunst überfordert wie Rotkäppchen im Bauch des Wolfs. Unlängst war mir da ein gewisser Ludwig S. (kein Wiener Galerist) behilflich, quasi im Wolfsmagen meine Gedanken zu ordnen, und sprach: "I man: Kunst wird eh olles sein, oba irgendwie gibt' s do monchmol hoit scho ka Grenze mehr zur Banalität." Marcus Geiger (das ist der, der 1998 die Secession rot angemalt hat) hat nun also sämtliche Neonröhren in der Galerie Engholm auf den Boden gelegt oder lässt sie mobile-
artig von der Decke baumeln (Schleifmühlgasse 3, bis 25. Oktober), ein Stück Leinen hat er mit Heftpflaster an die Wand gepickt, ein Teppich trägt die Aufschrift "Scheiße". Ich gebe zu, dass ich nichts von alledem verstehe.
Nein, Lesen (so wie es die Alphabeten tun) kann man die Tafeln vom Assad nicht wirklich, auch wenn er selbst meint: "Im Grunde genommen müsste man meine Bilder auch so entziffern - wie die Hieroglyphen." Aber man kann schön hineinmeditieren. Auf den ersten Blick sind die Bilder Understatements, soll heißen: unaufdringlich aufwändig. Mit ihren Pinselspuren und dezenten Botschaften, die subtil sind fast bis zum Versickern, sind sie freilich höchst mitteilsam. Bis 16. Oktober bei Sur (Seilerstätte 7).

Erschienen am: 10.10.2003

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