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von
Irene Judmayer
LANDESGALERIE: Mystisches von Dario Wolf
Wärmstens zu empfehlen
Panik ist dem Mann unverkennbar mitten ins Gesicht geschrieben. Die Luft würgt es ihm ab, dieses "Krebs"-Wesen, das seine Kehle fest umschlingt. Drachenkörper und ein wilde Schlangenleiber um seinen Hals windendes Hydrahaupt hat der Zeichner Dario Wolf anno 1932 zum tierischen Todbringer verschmolzen.

"Als hätte er eine Vision gehabt", sinniert Museums-Direktor Peter Assmann anlässlich der aktuellen Ausstellung im Gotischen Zimmer der Landesgalerie in Linz. Der 1901 im damals österreichischen Trient geborene Dario Wolf starb 1971 an Krebs. An Kehlkopfkrebs, um genau zu sein. Jenes Tier, das Wolfs Selbstporträt 70 Jahre vorher in seiner Phantasie an die Gurgel ging, ist ihm bittere letzte Realität geworden.

Verstörung und Perfektion

Die Zeichnungen, die jetzt in der Landesgalerie als Spannungsverhältnis zu den Arbeiten Alfred Kubins gezeigt werden, vereinen verstörende inhaltliche Aussagen mit technischer Perfektion. Radierungen in dermaßen feinen Grauwert-Abstufungen auszuformulieren, das setzt höchste druckgraphische Meisterschaft voraus. Und die hatte dieser fast unbekannte, virtuose Künstler zweifellos. Symbole von Mystizismus und schwarzer Magie, Zitate auf die Umbrüche der Zwischenkriegszeit, gleichzeitig ein besonders feines Gespür für stimmige Proportionen bestimmen seinen bildnerischen Kosmos.

Vision und Berechnung

Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen visionärer Kraft und Berechenbarkeit (etwa die Todesahnung über einen befreundeten Bergsteiger). Wolfs Arbeiten reizen durch seine präzise Jonglage mit Urängsten. Verweisen auf den in den 20er Jahren in Rom wirkenden und Wolf damals nahestehenden Esoteriker Julius Evola ebenso wie auf jenen bigotten Fanatismus, der mit penetranter Androhung von Höllenqual und Teufelsbrut viele Leben geprägt (und auch zerstört) hat.

Als großartige Ergänzung zum Besuch des Kubin-Kabinetts wärmstens zu empfehlen.

Info: bis 19. 8.; Di-Fr. 9-18, Sa/So/Fei 10-17 Uhr

OÖnachrichten vom 05.07.2007
 
   



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