Eine neu gegründete "Gesellschaft zur Förderung der
Digitalisierung des Kulturguts" übernimmt die staatseigene Artothek - das
ist jener Bestand an Kunstwerken, die der Bund seit 1945 aus Mitteln der
Kunstförderung angekauft hat, zumeist um Nachwuchskünstlern oder am Markt
vorbeiproduzierenden Kunstschaffenden Einnahmen und Ermunterungen zu
spenden. Einige wenige der Künstler brachten es inzwischen zu Ansehen und
hohen Preisen - und manche Werke wanderten aus Qualitätsgründen als
Leihgaben in Bundesmuseen. Viele Werke schmücken Amtsräume.
Die Digitalisierungs-Gesellschaft bekam den Auftrag im
Wege einer Ausschreibung - als Bestbieterin. Auch die vom ehemaligen
Sekretär von Unterrichtsministerin Hilde Hawlicek, Josef Kirchberger,
gemanagte Theater-Service-GmbH hat sich um den Auftrag beworben. Schon in
der Ministerzeit von Hawlicek hat der Rechnungshof die Artothek gerügt.
Zuletzt stieß die Mehrgleisigkeit in der Kaufpraxis des Bundes
(Kunstförderung, Bundesmuseen) auf Rechnungshofkritik.
Liechtenstein-Prunksaal
Nun wird das luxuriöse Magazin - ein großer
freskogeschmückter Saal im barocken Stadtpalais Liechtenstein am
Minoritenplatz - aufgeben und ein anderer Stauraum gesucht. Auf 100.000
Euro pro Jahr schätzt man im Bundeskanzleramt das Einsparungspotential -
weil die horrende Miete für den Prunksaal wegfällt.
Rund 6800 Werke haben sich angesammelt, darunter viele
graphische Blätter. Verwaltet wird der Bestand von Ministerialerat Werner
Hartmann. Wiederholt hat der Rechnungshof Hartmanns Amtsführung
kritisiert. Im Zuge der auf Drängen von Staatssekretär Morak
durchgeführten jüngsten Digitalisierung wurden grobe Lücken festgestellt;
wobei aber die Chance groß ist, daß zuletzt kaum etwas fehlt, sondern nur
wegen der schlampigen Registrierung in Zettelkästen bisher kolportierte
"Hunderte von Bildern" fürs erste unauffindbar waren.
Schon zweimal, so heißt es im Büro von Morak, seien vor
Jahren EDV-Ausrüstungen für die Artothek angeschafft worden; beide Male
haben sie sich als unbrauchbar erwiesen. Im neuesten Anlauf griff man auf
Software zurück, die in Museen längst erprobt ist. hai
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