Site-Seeing

"site seeing" thematisiert die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums.


Im Erdgeschoß des Künstlerhauses haben die Kuratoren Sonke Gau und Katharia Schlieben Künstler eingeladen, zu Fragen der Nutzung des öffentlichen Raums Stellung zu nehmen.

Fotoarchiv

Im Raum gegenüber dem Eingangsbereich haben Elsebeth Jorgensen und Sofie Thorsen auf breiten Tischen 9 x 13 cm große Fotografien auf Holz aufgezogen und übereinander gestapelt. Es sind Aufnahmen von touristisch interessanten Plätzen in Wien, wie des Belvederes, des Johann-Strauß-Denkmals, aber auch Details aus dem Botanischen Garten oder von Fiakern.

Elsebeth Jorgensen und Sofie Thorsen:
Elsebeth Jorgensen und Sofie Thorsen: "Der Tourist"

Der Tourist

Die Arbeit heißt "Der Tourist" und ist eine Art hypothetisches Bildarchiv von Orten, die von Touristen wahrgenommen wurden. Sie haben die Orte den Künstlerinnen empfohlen und hätten sie möglicherweise selbst fotografiert.

Disco im Berg

Geht man rechts weiter, so kommt man in einen kleinen Raum, den eine Holzkonstruktion ausfüllt. Es ist dies ein Zitat des Museums im Mönchsberg von Hans Hollein in Salzburg. Wie eine von rotem Licht durchflutete "Disco im Berg" stellt sich der Raum dar. Geschaffen vom Wiener Andreas Fogarasi und betitelt "Culture Park", paraphrasiert er den Eventtourismus von Kulturspektakeln.

Andreas Fogarasi:
Andreas Fogarasi: "Culture Park"

Hochhausfassaden

Im angrenzenden Raum haben David Jourdan und Lisa Holzer Plastikwaben an die Wand geklebt. Sie erinnern an Abdeckungen von Kaufhauswänden aus den 70er Jahren. Ein Videoloop von Jourdan wird auf die Decke des Ausstellungsraumes projiziert. In Erinnerung an die Ausstellung "Traum und Wirklichkeit", die 1985 im Künstlerhaus stattfand und als Wienbild in den 80er Jahren touristisch ausgeschlachtet wurde, klebt der Ausstellungstitel in Papierlettern an der Wand.

Kopiertes Dallas

Wie sehr Klischeebilder von Lifestyle, Wohnen, Reichtum und Genuss weltweit rezipiert wurden und Architekturräume prägten, zeigt die Arbeit des in Berlin lebenden Künstlers Sean Snyder. In Videokästen laufen Szenen aus der amerikanischen Fernsehserie "Dallas".

Modelle

"Dallas" war eine der wenigen US-Serien, die auch im kommunistischen Osteuropa gesendet wurden. Davor findet sich ein Architekturmodell der South Fork Ranch, das nach dem Original nachgebaut wurde. Daneben ein ähnliches Modell, das ein rumänischer Freak aus den Fernsehbildern rekonstruierte. Die beiden Modelle ähneln sich bis auf wenige Unterschiede. Da zeigt sich, wie amerikanische Lebenskultur faszinierte und kollektive Sehnsüchte beförderte.

Eventtourismus

Alles im allem versucht die Ausstellung der Veränderung des öffentlichen Raumes mit seinen Kommerzialisierungsstrategien nachzuspüren. Kunst und Kultur werden leicht konsumierbar aufbereitet und ganze Innenstädte - so auch Wien - zum Ziel von Eventtourismus. Eine Entwicklung, der auch diese Ausstellung nachgeht.

Link: Künstlerhaus Wien

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