Künstlerinnen in Österreich

Künstlerinnen sind auch heute noch "Künstler zweiter Klasse", musste eine Studie des dahingegangenen Frauenministeriums konstatieren.
Von Katherina Menhofer.


Wer heute durch Österreichs Galerien und Museen geht oder Kunstzeitschriften durchblättert, gewinnt den Eindruck, Künstlerinnen hätten sich ihr Terrain längst erobert. Tendenz steigend. Ein genauerer Blick zeigt aber, dass der Kunstbetrieb immer noch männlich dominiert ist. Künstlerin zu sein, ist nach wie vor ein hartes Brot, die Statistik beweist es.

Die vom ehemaligen Frauenministerium in Auftrag gegebene und nun veröffentlichte Studie "Die Hälfte des Himmels. Chancen und Bedürfnisse Kunst schaffender Frauen in Österrreich" zeichnet ein trauriges Bild der Arbeitsbedingungen österreichischer Künstlerinnen aller Sparten.

Künstlerinnen geht es "schlecht"

"Österreichischen Künstlerinnen geht es außerordentlich schlecht" - zu diesem Ergebnis kommt zumindest die auf einem Fragebogen-Interview mit über 600 heimischen Künstlerinnen basierende sozialwissenschaftliche Studie. Edith Almhofer, eine der Autorinnen der Studie: "Da wurde alles erfragt, über die Berufsentscheidung, die Berufswahl, den Werdegang und die Einstellung zum Image der Kunst. Auch über die persönliche Erfahrung von Diskriminierung und prinzipielle Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen, wie es Frauen im kulturellen Feld leichter gemacht werden könnte."

Wenig Geld trotz hoher Bildung

Im Allgemeinen ist das Ausbildungsniveau der heimischen Künstlerinnen sehr hoch. Fast die Hälfte aller Befragten hat eine akademische Ausbildung. Die Einkommen sind aber unverhältnismäßig gering. So erwirtschaftet jede zweite Künstlerin in Österreich monatlich weniger als 15.000 Schilling netto aus ihrer künstlerischen Tätigkeit.

Das alte Lied: Beruf und Familie

Traditionelles Familienleben lässt sich mit der künstlerischen Arbeit oft nicht vereinbaren. So sind Künstlerinnen weniger oft verheiratet und entscheiden sich seltener für Kinder als der Durchschnitt der Bevölkerung. Dass man für kreatives Schaffen und Unabhängigkeit auch den Preis der sozialen und finanziellen Unsicherheit zahlen muss, wissen natürlich auch männliche Kunstschaffende. Trotzdem fühlen sich Frauen gegenüber Männern in ganz konkreten Bereichen benachteiligt.

Eine Frau pro Jahr reicht?

Edith Almhofer gibt die Aussage einer Regisseurin über ihre Diskriminierung im Theaterbereich wieder: "Wenn an einem großen oder mittleren Theater eine Frau einen Regieauftrag bekommt, wird in dieser Saison sicherlich keine zweite genommen werden. Das ist eine Frage des Geschlechts und nicht der Qualität der Arbeit."

Scheu vor Selbstvermarktung

Ein interessantes Kapitel der Studie zeigt, dass Künstlerinnen mit der eigenen Vermarktung große Probleme haben. Für Almhofer unter anderem ein Indiz für mangelndes Selbstbewusstsein und möglicher Mitgrund für die Unterrepräsentanz der Frauen im künstlerischen Bereich: "Es ist dieses Selbstverständnis nicht gegeben, wenn ich jetzt etwas gemacht habe, dann knall' ich das auf den Tisch und setze es durch, koste es, was es wolle. Und viele geben dann an, dass sie einerseits eine gewisse Scheu vor der Selbstvermarktung haben, andererseits aber auch nicht die Ausbildung dazu."

Die Studie soll, so der Schluss-Satz, gerade in Zeiten des politischen Wandels und da es kein Frauenministerium mehr gibt, Denkanstöße für Kultur- und Frauenpolitik geben. Sie ist bei "deA-Consulting und Verlag" erschienen.

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