Salzburger Nachrichten am 12. Juli 2006 - Bereich: Kultur
Gratis in den Konzertsaal
"Hunger" auf Kunst Nicht nur Wohlhabende, auch Sozialhilfeempfänger, Langzeitarbeitslose
und Flüchtlinge sollen gelegentlich in ein Konzert oder ins Kino gehen
können. Dafür treten Salzburger Armutskonferenz und eine ganze Reihe von
Kultureinrichtungen ein. Um das zu ermöglichen, haben Salzburger
Kulturstätten nach dem Vorbild des Schauspielhauses Wien die Aktion
"Hunger auf Kunst und Kultur" gestartet. Auf diesem Weg kommen sozial
Schwache zu kostenlosen Eintrittskarten. "Es geht darum, Menschen, die
ausgegrenzt sind, Zugang zu einem ganz wesentlichen Bereich zu geben",
sagt Robert Buggler von der Salzburger Armutskonferenz. Ein Pass für Arme Wer ein Einkommen von weniger als 848 Euro pro Monat hat, kann sich in
Sozialeinrichtungen einen "Kulturpass" abholen. Dieser berechtigt zum
Gratiseintritt in mehr als 30 Kulturstätten - wie Rockhouse, "Das Kino",
ARGEkultur, Schauspielhaus, Toihaus und viele andere. 600 Kulturpässe
wurden seit Beginn der Aktion vor einem halben Jahr ausgestellt. Die
Kosten für die Gratiskarten - bislang 8000 Euro - tragen zum größten Teil
die Kulturstätten. Durch Spenden kamen 1300 Euro herein. "Wir hoffen, dass
sich dass Spendenvolumen noch erhöht", sagt Thomas Randisek vom
Dachverband der Salzburger Kulturstätten. "Große" machen nicht mit Kritik üben die Initiatoren der Aktion an den "großen Playern" in der
Salzburger Kulturszene. Salzburger Festspiele, Landestheater, Museum der
Moderne, Mozarteum-Orchester: "Alle diese Einrichtungen sind von uns
kontaktiert worden", sagt Brigitte Buchacher von der Laube GmbH, die für
das Projekt zuständig ist. "Von dieser Seite wurde aber kein Interesse
bekundet", sagt Buchacher. Kritiker sagen, hier sei offenbar nur die
wohlhabende und zahlende Kundschaft erwünscht. Gratis zur styriarte Andernorts beteiligen sich auch große Festivals bei ähnlichen Aktionen
- etwa in der Steiermark. So gibt es bei der styriarte Gratiskarten für
sozial Schwache, wenn sie einen Berechtigungsnachweis vorlegen können.
"Derzeit sind zwei Drittel der Kosten durch Spenden gedeckt", sagt Claudia
Tschida von der styriarte. "Wir hoffen, dass wir die Aktion auf Dauer zur
Gänze über Spenden finanzieren können." HÖD |