VN Sa, 16.11.2002

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Kultur 

Unzeitgemäßes wird zeitgemäß

Selbstporträts von Judith Zillich in St. Arbogast

Götzis (VN-ag) Im Ausstellungsprogramm des Bildungshauses St. Arbogast scheinen immer wieder junge, ambitionierte Positionen auf. Mit der 1969 in Graz geborenen, in Wien lebenden Judith Zillich ist eine Künstlerin zu Gast, die den Malprozess über die Auseinandersetzung mit der eigenen Person auslotet.

Die Ausschließlichkeit, mit der sich Judith Zillich dem Selbstporträt verschrieben hat, beeindruckt. Eine Vielzahl von Oberflächen ausbreitend, geht die künstlerische Arbeit von Judith Zillich, die zunächst Philosophie studierte und dann die Hochschule für Angewandte Kunst in Wien besucht hat, vielmehr in die Tiefe des Malprozesses. In großen und in kleinen Formaten stellt sich Zillich der Herausforderung des immergleichen Themas als bewusst eng gehaltenem Spielraum. Dabei geht es nicht um das eine, gültige Bild ihrer Person, schon gar nicht um Abbilden. Malerei fasziniert die Künstlerin als ein zeitaufwändiges, unzeitgemäßes Medium mit "innerer, emotionaler Wahrnehmungsrealität".

Subjekt - Objekt

Als Modell vor dem Spiegel entwirft die Künstlerin ein Bild von sich, das zwischen Intimität und öffentlich gemachter Privatheit angesiedelt ist.

Die Ambivalenz dieser Situation findet ihren Niederschlag in knapp gewählten Bildausschnitten, vom Bildrand abgeschnittenen Figuren, in verfremdeten Gesichtern oder auf collagierten Häkelstrukturen.

Diesem Code von Offenlegen und Verdecken entspricht auch die meist komplementär gewählte Palette der Farbtöne.

Entgegen dem traditionalistischen Medium und Genre gelingt Judith Zillich ein zeitgemäßer Zugang zum Thema. Aspekte der Wahrnehmung und Verfremdung werden ebenso angetönt wie die Frage, was eine Person ausmacht.

Es ist kein festgefügtes Bild, das man aus der Ausstellung mitnimmt. Schon eher ein Gefühl oder die Idee von einer Person.

Und obschon man der Dargestellten in den zahlreichen Selbstporträts x-mal gegenübertritt, ist es zweifelhaft, ob man die Frau auf der Straße überhaupt erkennen würde. Denn je mehr man von ihr sieht, desto geheimnisvoller wirkt die Porträtierte.

Porträts von Judith Zillich




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