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Wie man Museumsdirektoren sucht und verliert

13.04.2008 | 18:02 |  (Die Presse)

Sieben Kandidaten in der engeren Wahl fürs Kunsthistorische Museum, Entscheidung dauert noch.

Ein marginaler Außenposten, so schildert Kunsthistoriker Werner Hofmann die Ausgangslage für das Moderne-Museum im Schweizer Garten Anfang der Sixties. Von den Kämpfen mit Bürokratie und Konservativismus will der bald 80-Jährige heute nicht mehr viel reden. Es war wohl auch die Gage, die ihn aus Wien nach Deutschland lockte. Die renommierte Hamburger Kunsthalle hatte zuletzt Finanzprobleme: Die Stadt muss Schulden von 5,7 Mio. € abdecken.

Der größte finanzielle „Gau“ im Museums-Bereich ist das aber nicht. Ende Februar trat einer der bekanntesten Neuerer der jüngeren Zeit zurück: Thomas Krens (61), der 20 Jahre das Guggenheim-Museum in New York geleitet hat. „Art“ attackierte den Erfinder des Global-Museums – Louvre und British Museum kopieren die von Krens erfundenen Dependancen in aller Welt, als McGuggenheim verunglimpft – heftig: Krens habe mit seinem Größenwahn das Museum an den Rand des Ruins getrieben, wichtige Werke verkauft, Reserven aufgelöst. Jetzt sei Schluss mit der „Welteroberung“, so „Art“. Wirklich? Dieser Tage kam die Meldung, dass das nächste Guggenheim bereits in Planung ist: in Vilnius, das 2009 Kulturhauptstadt Europas ist. Auch in Österreich wurde ein Guggenheim-Museum ventiliert. Projekte Hans Holleins für Salzburg und Wien wurden aber nicht realisiert.

In den USA gibt es derzeit viele vakante Museumsdirektoren-Posten. Das Ringen um und der Streit mit Geldgebern machen viele Museums-Chefs zu Job-Hoppern. Auch große europäische Sammlungen müssen die Hälfte ihres Budgets selbst erwirtschaften. Nicht Wissenschaftler, sondern Manager sind gefragt. Für das Kunsthistorische Museum sind sieben Personen, auch Österreicher, auch Frauen, in die engere Wahl gekommen, teilt das Ministerium mit.

Die Gespräche führe Ministerin Schmied. Sie wird bis Juni entscheiden. „Eine müde Partie die Kandidaten“, ätzt ein Insider. Da sich Martin Roth (Dresden) nicht bewerben will, dürfte Christoph Becker (Kunsthaus Zürich) der Favorit sein. „Ein wendiger Mann mit besten Kontakten zu Geldgebern“, so ein Kenner. Becker passt auch zu KHM-Geschäftsführer Paul Frey: Eine Verjüngung. Chancen auf baldige Vertragsverlängerung hat nach einigen Turbulenzen Albertina-Direktor Klaus A. Schröder. Peter Noever und Gerald Bast arbeiten unterdessen an einer Zusammenarbeit von MAK und Universität für angewandte Kunst. Noever könnte Uni-Vize-Rektor werden. Dann müsste er nicht 2009 in Pension gehen. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2008)


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