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Quer durch Galerien

Gravitation ist ja so brutal

Von Claudia Aigner

300 Jahre Wiener Zeitung!Weil eine Schreibmaschine schwerer ist als Luft und weil der Boden unten ist: Was schon Newtons Apfel so unprätentiös bravourös gekonnt hat (von oben runterzukommen), das bringt Misha Strojs Schreibmaschine unter erschwert akrobatischen Bedingungen zustande, nämlich wenn sie vorher sogar noch einen senkrechten Wurf nach oben absolviert. Freilich ist ihr das nur einmal in ihrem Leben geglückt, zumal sie dann dort, wo die Erdbeschleunigung ungebremst auf den Erdboden trifft, zerschellt ist, also auf dem Asphalt.
In Strojs kreativ-physikalischem bzw. poetisch-philosophischem Wälzer "moma. the museum of the mechanical age" soll ein Foto vom physikalischen Experiment mit der Schreibmaschine (die da aber noch in der Luft ist) folgendes Problem illustrieren: "Das Problem der Sprunghaftigkeit und der Legitimationswut. Die Formierung der Zeichen." Hä? (Anders ausgedrückt: Na servas.) In einer Zeichnung hat Stroj dann übrigens 381 Bestandteile der Schreibmaschinenanatomie penibel aufgelistet und hat Inventur gemacht wie ein Gerichtsmediziner, nachdem die Schreibmaschine ja ohnedies vom freien Fall (und dann wohl endgültig von einem Schraubenzieher) in ihre Einzelteile "seziert" worden ist. Was will er uns damit bloß sagen? "Wie brutal die Wöd is oder . . . ach, ka Ohnung." (Also sprach Jane Doe, die ich immer in besonders kniffligen Kunstsituationen konsultiere und die anonym bleiben möchte.)
Brutal war natürlich auch die Sache mit dem Eisschnellläufer Offenberger, dessen Gleichgewichtssinn dereinst im ungünstigsten Augenblick (kurz vor dem Ziel) vor der Rutschgefahr namens Eis kapituliert hat. Dieses Scheitern in letzter Sekunde lässt Stroj nicht verjähren und potenziert etwa die Unglücksbeine: spickt eine Kugel mit so etwas wie Gipsbeinen mit Kufen. Na ja: Zu viele Kufen (oder Gipsverbände) verderben trotzdem die Beinarbeit. Strojs kryptisch physikalische Objekte sind ja relativ unhübsch. Aber sehr abenteuerlich unterhaltsam. Bis 27. Juni bei Kerstin Engholm (Schleifmühlgasse 3).
Bis 24. Juni beim Hilger (Dorotheergasse 5): "Life is beautiful", also: Das Leben ist schön. Und dermaßen physisch, dass die eigenen Körperfunktionen mitunter nicht mehr ausreichen. Zumindest bei Peter Klasen, der auf seine perfekt gedruckten Leiber medizinisches und sonstiges leibhaftiges Gerät montiert (Sauerstoffmasken, Spritzen, Voltmeter . . .). Und der sich bei Filmen, Magazinen und der nackten Realität bedient und dessen konzentrierte, beinah klinisch sterile Bildwelt voller Eros und Thanatos ist (zum Beispiel dem "Thanatos" am Steuer). Überall intensive Blicke und Gesten aus Medizin, Pornografie und anderen zwischenmenschlichen Bereichen. Die "Nachtschwester": ein Nackerpatzl, vermutlich mit Betthupferlfunktion. Und mit direktem Einfluss auf den Blutdruck des Patienten, den die Nackt-, pardon: Nachtschwester betreut. Das dürfte wohl die Botschaft des Blutdruckmessgeräts sein. Rundum gut gemachte, psychologisch aufgeladene Bilder, die dem Betrachter zwar Stimmungen suggerieren, ihm aber trotzdem noch seine eigenen Assoziationen lassen.
Und bis 27. Juni beim Lindner (Schmalzhofgasse 13): Heiner Thiel. "Na ja, einfärbige Bilder halt", traut man sich zu seinen industriell gefärbten, gewölbten Aluminiumtafeln ja gar nicht zu sagen. Denn die Farben sind alles andere als frigid, nämlich für die Streicheleinheiten des Lichts, die sie wie Parabolantennen auffangen, so empfänglich, dass man den Bildern schon einen Pinsel unterstellen möchte. Ziemlich sinnlich.

Erschienen am: 20.06.2003

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