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Zum aktuellen Foto-Zyklus von Beatrix Neiss/ Von Christine Dobretsberger
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Neiss: Farben im Brennglas

300 Jahre Wiener Zeitung!Wo Worte schweigen, entwirft so manches Bild eine Ahnung von Wirklichkeit. Es ist gerade die Welt der Fotografie, die mithilfe des Schweigens Wahrheiten für den Bildbetrachter ins Bewusstsein rücken kann. Eine konstruierte Wahrheit, die im Spiegel der Camera obscura zu sehen ist.
Welcher Teil des Bildes auch nach der unmittelbaren Wahrnehmung weiterbestehen kann, bleibt speziell bei der jüngsten Fotoserie "Die Farben des Fremden" von der Wiener Fotografin, Bildhauerin und Malerin Beatrix Neiss dem Betrachter und der Betrachterin überlassen. Bildlich festgehaltene Momentaufnahmen, die den Augenblick im Prisma seiner Farben auffächern. Während jede Form ihre eigene Individualität besitzt und bis zu einem gewissen Grad mit Worten "transportiert" werden kann, können Fotos darüber hinaus eine "Sprache" entwickeln, die eine neue Dimension der Begegnung schaffen. Und eben dieses Kommunizieren und Kennenlernen der Formen und Begegnungen will Beatrix Neiss im Foto-Zyklus "Die Farben des Fremden" zum Ausdruck bringen. Die Stimme, die in den Fotos zu hören ist bzw. als innere Stimme mitschwingt, hat Farben und Nuancen. Es ist die Stimme der lebhaften Neugierde an der Mitwelt, an Fragestellungen des Lebens und an der Freude. Menschen tragen ihre Zeichen in eine Stadt. Sie kommen mit ihrer Geschichte von Orten, die uns fremd erscheinen. Jeder Ort, jeder Kulturkreis ist mit bestimmten Farben verwoben. Auch der vielstrapazierte Begriff multikultureller Vielfalt ist eng mit Farben verbunden. Die Fotos von Beatrix Neiss wirken wie ein scheinbares Sich-Einfühlen in die Welt des so genannten Fremden. Farben vermischen sich, finden zu neuen Nuancen und Konturen und wachsen in eine nächste Generation, die möglicherweise an die Grundfarbe eines Ortes erinnert. FarbträgerInnen, ob Person oder Form, sind wie BotschafterInnen und wecken über den Kosmos der Farben Gedanken in uns. Die Palette der daran gekoppelten Emotionen ist vielschichtig und bewegt sich zwischen den Polen von Freude und Angst. Impulse, die Beatrix Neiss oft auch über eine doppelte Optik spielt. Quasi dazwischen geschaltene Brenngläser, die den Blick des Betrachters und der Betrachterin neu fokussieren. Gleichzeitig wird eine Sichtweise kreiert, die mitunter auch Alltägliches in ein fremdes Licht taucht. Oder umgekehrt für das Auge des Betrachters Schritte zurechtlegt, um selbst als Gast im Reich der Farben miteinbezogen zu werden.
Über den Kosmos der Fotos werden Gedankennetze ausgeworfen, die manchmal auch als Schmunzeln zurückkommen. Der Bildzauber liegt in der unausgesprochenen Bedeutung des Gesehenen. In der Kombinatorik der Bilder entsteht ein Zeitgefüge, das jenseits der blanken Oberfläche angesiedelt scheint. Vielmehr aber zeigt das innere Auge von Beatrix Neiss Nuancen einer Sehnsucht, die an ein Miteinander glaubt und fest verbunden scheint im Kosmos der kreativen Welt. Fotografieren ist für Beatrix Neiss wie Bildhauen und Malen - einem inneren Rhythmus folgend, die Suche nach Ausdruck und Form. In jedem Fall aber ist es eine feine, eine leise Welt, die Beatrix Neiss in ihren Arbeiten nachspürt. Geleitet von der Neugierde, werden klare, lebendige Antworten mithilfe der Fotokamera bisweilen wieder als Frage zurückgeworfen. Gleich einer Schatten- und Lichtwerferin für alle diejenigen, die einer anderen Sichtweise begegnen wollen.
Die Ausstellung "Die Farben des Fremden" von Beatrix Neiss ist bis zum 7. Juni im Interkulttheater (1060 Wien, Fillgradergasse 16) zu sehen.


Erschienen am: 09.05.2003

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