Es ist der Romantitel "Verrückte Liebe" von André
Breton, der dieser Schau ihren poetischen Titel gibt. "Von Dali bis Bacon.
Surreale Kunst aus der Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch" beschreibt dann
die Tatsache einer wesentlichen Sicht auf die Kunst des 20.
Jahrhunderts.
Surrealismus und Abstraktion – vor allem der abstrakte Expressionismus
der amerikanischen Nachkriegskunst – sind eng verbunden. Das Berliner
Sammlerpaar konnte sich dabei auch mit zwei individuellen Ansätzen
einigen: Sie liebt den europäischen Surrealismus, er die amerikanische
Wendung zur Gegenwart.
Es ist auch ein Stück Geschichte der Emigration vieler Künstler aus
Europa nach Mexiko und Nordamerika, wo vor allem Roberto Matta und Arshile
Gorky die aus dem Unterbewusstsein kommende "automatische Handschrift"
weitergaben. Dieses größtenteils abstrakte Linien- und Fleckengerüst eines
Bildes konnte auch aus "Frottage" und "Fumage" gewonnen werden.
Zufälliger Abdruck und Spur des rußigen Rauchs einer Kerze gibt den
"reinen psychischen Automatismus" noch unkontrollierter wieder: Ihre
Meister sind Max Ernst und der wenig bekannte Österreicher Wolfgang
Paalen.
Besondere Stücke
Von Max Ernst hat das Ehepaar Pietzsch noch persönlich gekauft – sie
besitzen selbst die Skulpturengruppe "Capricorn", die er 1948 vor sein
Haus in Arizona gestellt hatte. Eine berühmte Fotografie zeigt ihn und
seine Frau, die Malerin Dorothea Tanning, damit zu "my family" vereint.
Das besondere Gemälde der Tanning, "Spannung" von 1942, ist Plakat- und
Katalogmotiv. Aber auch von Leonor Fini und Leonora Carrington, sind
auffallend gute Werke vorhanden. Der surreale Picasso widmete sich der
"Arabesken-Frau" und ist nicht minder interessant als "Ikarus" von Jackson
Pollock. Auch Mark Rothko, Adolph Gottlieb und Barnett Newman lernt man
hier von ihrer unbekannteren, surrealen Ausgangsbasis kennen. Dazu
erweitern Frida Kahlo und Diego Rivera, Rene Magritte und Paul Delvaux
sowie die spielerischen Blätter "Köstlicher Kadaver" von Breton, den
Eluards, Tristan Tzara und Valentine Hugo den Blick nicht nur geografisch.
Skulpturen, neben Ernst von Alberto Giacometti, die sexuellen
Puppenvisionen Hans Bellmers, die frühen "Mobiles" von Alexander Calder,
die organischen "Konkretionen" des Dadaisten Hans Arp und die zwischen
kubischer und surrealer Form spielenden Bronzen von Jacques Lipchitz und
Henri Laurens, stehen zwischen den Bildern, Zeichnungen, Fotografien und
Zeitschriften.
In dem großen Bogen über die dunkle "Allmacht des Traums" in der Kunst,
der nicht zuletzt von Sigmund Freuds Theorien ausgelöst wurde, können auch
Francis Bacon, Rebecca Horn oder der Hyperrealist Duane Hanson mühelos
eingeordnet werden.
BA-CA Kunstforum:
Bis 18. Juni
Kuratoren: Evelyn Benesch/Ingried Brugger
Magische Wegbereiter.
Mittwoch, 08. März
2006