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vom 29.07.2005 - Seite 018
Spektakel zum Spektakel

Parallel zu den Festspielen läuft im Museum der Moderne auf dem Salzburger Mönchsberg die Ausstellung "Les Grands Spectacles - 120 Jahre Kunst und Massenkultur".

VON IRENE JUDMAYER

"Nein, nein", dementierte Agnes Husslein-Arco anlässlich der Eröffnung der aktuellen Ausstellung auf dem Mönchsberg: "Das soll keine direkte Verbindung zu den Salzburger Festspielen herstellen!"

Aber sicher nicht. Wer käme auch auf so einen abwegigen Gedanken? Muss doch schließlich reiner Zufall sein, dass eine Eröffnung mit dem Titel "Les Grands Spectacles - 120 Jahre Kunst und Massenkultur" justament parallel zu einem der größten Musikspektakel der Welt läuft, oder?

So merkwürdig die Demenz - pardon! - die Dementierung jedweden Zusammenhangs mit den soeben startenden Salzburger Festspielen auch scheinen mag: Diese Ausstellung ist hervorragend kuratiert (Margit Brehm, Roberto Orth) und ebenso hervorragend aufgebaut.

Fein ist bereits die Idee, den Einstieg in die Präsentation über "Die Erfindung des Mediums" zu machen. Eine faszinierende "Wunderkammer" mit den ersten optisch-konservierenden Geräten, mit laufenden Bildern, mit Filmausschnitten, zeigt uns quasi den "Kreißsaal" des dokumentierten Spektakels. Von ersten medizinischen/wissenschaftlichen Versuchen über erste Tierfilme und optische Jonglagen.

Kreatives Spiel

Kaum war das dokumentierte Spektakel möglich, gab es auch das kreative Spiel damit. Vom reinen Faszinosum bis zur kritischen Hinterfragung. 400 Werke, die den Themenkreis des Spektakulären künstlerisch interpretieren, sind hier im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg zu sehen.

Klar gegliedert in Kapitel, die das Thema "Zirkus" ebenso enthalten, wie jene der Massenmedien, der Sexualität und diverser Exhibitionsspektakel, sind bis 3. Oktober Arbeiten von ca. 150 Kunstschaffenden zu sehen. Von Laszlo Moholy-Nagy bis Edvard Munch, von Andy Warhol bis Picasso, von Roy Lichtenstein bis Magritte, von Jeff Koons bis Günter Brus, von Cindy Sherman bis zur aus Linz stammenden Valie Export.

Nur eines der Exponate sei eigens herausgegriffen aus diesem hochwertigen Spektakel-Fokus: Michael Lights Polyptychen mit Fotos erster amerikanischer Atomversuche. Gigantische Atompilze (etwa "Hood. 71 Kilotonnen, Nevada 1957"), Bilder von schutzbebrillten Soldaten in Kilometernähe. Aus unserer Warte der mittlerweile Wissenden, was derartige Experimente verursachen, sind sie von einer Unmittelbarkeit, die über die Schmerzgrenze geht.

Information: 0662 / 84 22 20-351

400 Werke zum Thema "120 Jahre Kunst und Massenkultur" sind zu sehen. Foto: Museum der Moderne


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