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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
25. Mai 2007
16:19 MESZ
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Ars Electronica 


"Prix Ars Electronica" an umgekehrte Computermusik und "Codehunters"
"Goldene Nicas" auch an Labor für Wissenschafter und Künstler und Wiki-Sprachausgabe - Rekord an Einreichungen

Ein australisches Labor, in dem Wissenschafter und Künstler zusammen Fragen aus Physik oder Molekularbiologie bearbeiten, und ein Sprachausgabesystem, das Sehbehinderten den Inhalt von Wiki-Seiten über Handy zugänglich macht, zählen zu den Gewinnern der heurigen "Goldenen Nicas" des Linzer Computerkunstfestivals Ars Electronica. Insgesamt wurden 3.374 Projekte aus 63 Ländern eingereicht - so viele wie noch nie, sagten Ars Electronica-Leiter Gerfried Stocker und Christine Schöpf am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Linz.

Insgesamt ist der "Prix Ars Electronica" mit 122.500 Euro dotiert

Sechs "Goldene Nicas" werden beim Festival (5. bis 11. September) in einer feierlichen Gala (7. September) im Brucknerhaus überreicht, dazu wurden noch ein Stipendium und ein Theoriepreis vergeben sowie 14 Auszeichnungen und 74 Anerkennungen ausgesprochen. Insgesamt ist der "Prix Ars Electronica" mit 122.500 Euro dotiert.

"Codehunter"

Ebenfalls von der hochkarätig besetzten Preisjury mit einer "Nica" ausgezeichnet wurde ein Cyberpunk-angehauchter Animationsfilm des Briten Ben Hibon um mehrere "Codehunter" in einer apokalyptischen Welt sowie ein Kompositions-Konzept des Japaners Masahiro Miwa, der das Prinzip von elektronischer Musik umdreht: Statt von einem Musiker geschaffene Kompositionen vom Computer abspielen zu lassen, wird die "Reverse Simulation Music" am Computer nach festgesetzten Regeln erzeugt und auf skurrile Art von u. a. im Kreis laufenden oder Bälle hin und her werfenden Menschen wiedergegeben.

Bei den immer wichtiger werdenden "Digital Communities", bei denen sich Menschen im WWW u. a. für soziale oder politische Anliegen engagieren, wurde ein brasilianisches Kulturprojekt ausgezeichnet: Die Plattform "Overmundo" ermöglicht den Menschen des weitläufigen Landes, sich über ihre Kultur(en) auszutauschen und so geographische, ethnische und soziale Barrieren - alle drei sehr präsent in Brasilien - zu überwinden. Als bestes interaktives Projekt wurde das "Park View Hotel" ausgezeichnet: Dabei geht es nicht wie im Reiseprospekt um die Sicht vom Zimmer aus auf einen Park, sondern vom Park auf die Fassade des Hotels. Richtet man spezielle Zielfernrohre auf Fenster und Fassade, löst man Lichtimpulse aus, die das Hotelgebäude in eine interaktive Installation verwandeln.

"The Next Idea"

Das Stipendium der Innovations-Kategorie "The Next Idea" erhält die Idee eines Displays, das ohne Bildschirm auskommt und zur Ausgabe u. a. natürliches Licht verwendet. Den erstmals vergebenen "Media.Art.Research.Award" bekommt die Dissertation von Florian Cramer mit dem etwas sperrigen Titel "Exe.cut[up]able statements - Poetische Kalküle und Phantasmen des selbst-ausführenden Texts".

Das australische "Symbiotica"-Labor, das Wissenschafter und Künstler zusammenführt, ist der erste Gewinner in der neuen Kategorie "Hybrid Art", mit der die Ars Electronica Disziplinen überschreitende Projekte auszeichnen will, die bisher in keine Kategorie gepasst haben. Eine Auszeichnung erhielt in dieser Kategorie eine Maschine, die wie die menschliche Verdauung funktioniert und das selbe Ergebnis zeitigt: Wim Delvoye hat seine bereits u. a. in Wien gezeigte Installation "Cloaca" in einer neuen Version präsentiert, deren Ausscheidungen nicht mehr von menschlichem Stuhl zu unterscheiden sind.(APA)


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