Der innere Klang der Form

An 25 Orten präsentieren die Grazer Galerientage ein breites Spektrum von Gegenwartskunst. Als Moderne-Klassiker dabei: Gustav Zankl, 82 Jahre alt und gebürtiger Hartberger.

Foto © Galerie Remixx

Gustav Zankl liebt große Bögen und ungewöhnliche Zugänge. Von Newton und Goethe über Hölzel, Klee und Itten bis in die Gegenwart folgt der Mitbegründer der Jungen Gruppe und des Forums Stadtpark Überlegungen zum Thema Farbe. Um sie in seiner künstlerischen Arbeit einzusetzen.

"Farbquanten" heißt also nicht zufällig eine Schrift des gebürtigen Hartbergers, der von seinem Lehrer Fritz Silberbauer jene "wesentlichen farbtheoretischen Informationen bekam", die so nachhaltig wirken. Mehr als 45 Jahre beschäftigt sich Zankl mit Farbe und ihren Ordnungen. Als Mittel seiner Kunst, die Gefühle billigt, aber nicht "aus dem Bauch" kommen soll: "Die Kontrolle der Emotionen ist der erste Schritt zur Ethik, zum allgemeinen Menschsein und die Voraussetzung zum humanen Handeln."

Recherche an vorderster Stelle

Für Zankl, zunächst Designer in der Privatwirtschaft, dann Lehrer und zwei Jahrzehnte Professor für Didaktik der Fachbereiche Bildnerische Erziehung und Werkerziehung für Grundschulen, sind Theorie und Praxis eng verknüpft. Wie für seine konstruktivistischen Kollegen (in der Steiermark etwa Hans Florey und Jorrit Tornquist, in seinen Anfängen auch Gerhard Lojen) ist für Zankl Recherche wichtigster Teil der Arbeit. Ein "edukatorischer Ansatz", wie Günther Holler-Schuster im Katalog zur aktuellen Schau schreibt.

Zankl kann seine ästhetischen Hervorbringungen in Formeln fassen, sieht sie aber auch stets als über Rationales hinausreichend: "Die Form selbst, wenn sie auch ganz abstrakt ist und einer geometrischen gleicht, hat ihren inneren Klang, ist ein geistiges Wesen mit Eigenschaften, die mit dieser Form identisch sind."