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© Winkler/Donauschule
Die "Donauschule" lebt weiter
Am 7. Dezember präsentiert die "Donauschule" im Linzer Kliemsteinhaus an der Donaulände Künstler, die seit 1965 in mehr oder weniger nahem Kontakt zu dem Verein standen. Die OÖN sprachen mit dem Kliemsteinhaus-Aktivisten Paul Fischnaller über das Projekt.

Was definiert das Wort Donauschule heute eigentlich? "Es gibt keine homogene Künstlergruppe", behauptet Paul Fischnaller, "nicht im Sinne künstlerischer Übereinstimmungen. Auch der Zusammenschluss von Einzelgängern wie meinem Vater Josef Fischnaller, Engelbert Kliemstein, Fritz Aigner, Josef Ruprecht und Otto Bejvl in den 50er Jahren war eher eine praktische Notwendigkeit im täglichen Überlebenskampf der Nachkriegszeit."

In der Kunstgeschichte taucht der Begriff Donauschule erstmals am Beginn der Neuzeit auf. Mit dem Tod Kaiser Friedrichs III. im 15. Jh. wendet sich die Malerei des Donauraums vom theozentrischen Weltbild ab. Motivisch gibt es bei diesen von der Kunstgeschichte nachträglich zur "Donauschule" vereinnahmten Malern wie Albrecht Altdorfer, Lucas Cranach d. Ä. und Wolf Huber eine Hinwendung zum Menschen und seinem Lebensraum.

In diesem Sinne verstand auch der aus Südtirol stammende, bis zu seinem Tod im Sommer dieses Jahres in Linz lebende und arbeitende Künstler Josef Fischnaller seine Donauschulen-Vision: "Jeder Mensch ist es wert, anerkannt zu werden. Mit der Teilnahme an einem Kunstwerk erkennt man den Künstler an, und mit ihm die gesamte Kunstgeschichte. Es geht um Wertschöpfung durch kulturelle Identität."

In der Ottensheimerstraße eröffnete die neue Donauschule in den 60ern ihr erstes Kulturhaus. Das Unternehmen endete bereits nach drei Monaten in einem finanziellen Desaster. Trotzdem gab Fischnaller seine Idee nie auf. Er berief weiterhin jährlich Generalversammlungen ein, um den Verein am Leben zu erhalten. Aber lange Zeit passierte weder künstlerisch noch sozial Fassbares.

Synergieeffekte bringt so etwas aber unweigerlich mit sich. Aus oft spannungsgeladenen Beziehungen fand jeder dieser Künstler seinen Weg. Wie etwa Engelbert Kliemstein, der heute als Pionier der Linzer Privatgalerien gilt, und dessen Galerie nach seinem Tod von Otto Bejvl erfolgreich weitergeführt wurde. Oder Fritz Aigner, dessen Werke auch heute noch im Ausland ungleich mehr geschätzt werden als in seiner Heimat. Oder eben Josef Fischnaller.

Aufarbeitung

In den frühen 80er Jahren begann sein Sohn Paul die Geschichte der Donauschule seit ihrer Gründung aufzuarbeiten. "Ich bin schön langsam dahintergekommen, was die Idee hinter diesem Gebilde sein könnte. Die Aufzeichnungen meines Vater sind zwar zahlreich, aber schwierig zu verstehen."

Linz kaufte Kliemsteinhaus

Tausende Zettel finden sich heute in Josef Fischnallers Nachlass: "Mein Vater hat sehr wohl gewusst, was er will, aber er scheint auf einer lebenslangen Suche nach der richtigen Formulierung für sein Programm gewesen zu sein."

Die Vision Josef Fischnallers wurde schließlich mit der Umgestaltung des Salzamtes zum offenen Kulturhaus verwirklicht. Seit 2002 ist das Kliemsteinhaus Heimat der Donauschule, ein Ort für Veranstaltungen und zahlreicher Ateliers für junge Künstler.

Heuer hat nun die Stadt Linz das Haus gekauft und will es im Hinblick auf 2009 auch kulturell nutzen. Was immer das heißen mag, es bleibt zu hoffen: nur Gutes.

OÖnachrichten vom 30.11.2006
 
   



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