Kultur

Eros und Kontemplation

14.02.2007 | SN
Retrospektive des Malers Hubert Schmalix in der Neuen Galerie Graz: "Figur und Farbe". Vom bewegten Neoexpressionismus zur kontemplativen Leere. MARTIN BEHR

Martin Behr Graz (SN). Künstler, die von Assistenten ihre Werke produzieren lassen, während sie selbst im Flugzeug sitzen, sind ihm ein Gräuel. Quasi als Protest gegen diese kulturbetriebliche Unsitte nennt der österreichische Künstler Hubert Schmalix seine neuesten Werke "Mit eigener Hand gemalt". Die Grazer Neue Galerie präsentiert seit Ende der Vorwoche bis 15. April eine Retrospektive des 55-jährigen, seit zwei Jahrzehnten in Los Angeles wohnenden Malers.

Mit Siegfried Anzinger, Herbert Brandl, Alois Mosbacher und Erwin Bohatsch zählte Hubert Schmalix zu den Vertretern der "Neuen Malerei in Österreich". Im Sog der "Wilden Malerei" Deutschlands und der poetisch-mythischen "Transavantguardia" in Italien hatte die vom Grazer Kunsthistoriker Wilfried Skreiner leidenschaftlich geförderte Wiederkehr der Malerei ab Ende der 70er Jahre Einzug in den internationalen Kunstmarkt gehalten.

Seit Beginn seiner künstlerischen Arbeit vertraut Schmalix auf drei Themenkreise: Stillleben, Akt und Landschaft. In seiner Heimatstadt Graz sind nun inhaltliche Veränderungen im Werk jenes Künstlers, der mit wenigen Ausnahmen nie "wild" oder "heftig" war, nachvollziehbar. Begleitet von einem exzellenten Katalog, wird etwa eine Entwicklung vom klassischen Frauenakt hin zu erotischen Szenen sichtbar, die in japanischen Holzschnitten, italienischen Comics oder in den Fotos von Nobuyoshi Araki ihren Ursprung haben.

Fesselungsrituale als Spiel mit Tabus Die Darstellung von sexuell motivierten Fesselungsritualen ist für Schmalix ein Spiel mit dem Tabubruch. "Ich will Dinge angreifen, die man nicht angreifen darf. Der Künstler darf alles", sagt der Künstler, der seine Professur an der Wiener Akademie der bildenden Künste beendet hat. Sein Fazit der Lehrtätigkeit überrascht: "Kunst kann man nicht unterrichten. Auf einem Podest zu stehen und zu sagen: ,So ist die Kunst‘ kann nicht funktionieren. Denn Kunst ist immer anders."

Um 1990 war das Vokabular von Hubert Schmalix von der Begegnung mit der Westcoast-Malerei geprägt. In dieser Zeit entstanden die aus der Vogelperspektive gemalten Farbfeld-Stadtansichten: Der urbane Raum als (menschenleerer) Ort der Distanz, des Schweigens und der Ordnung. Seine ironischen Christusdarstellungen wiederum sind Versuche, mit Konventionen zu brechen: Der Heiland als Hippie und Saunagänger. Aus den aktuellsten Arbeiten der Werkschau ist ein ausgeprägter Hang zur Reduktion lesbar. Hubert Schmalix verzichtet auf Ornamentik und Formenfülle, baut konsequent Kulissen von seinen malerischen Bühnen ab. Übrig bleiben - wie auch schon bei frühen Akten - Details im Farbraum: ein Ast mit Seil, ein Vorhangausschnitt, ein abgestorbener Baum, Steine oder ein kleiner Stupa.

Es sind Bilder der Leere und eines befremdlichen Primitivstils, Bilder, die gemalte Unschärfen aufweisen. Hubert Schmalix' ausschnitthaft-kontemplative Dingwelt erinnert an einen Blick durch das Teleobjektiv, er zitiert die Pop-Art und die Bildbefragungen eines Gerhard Richter. Diese Sujets stellen Fragen, vermitteln keine Klarheit - außer jener, dass sie vom Künstler mit eigener Hand gemalt sind. Information: www.neuegalerie.at

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