Dornbirn (VN-cd) Rund 430 Quadratmeter ist jenes "Bild" groß, das
die aus München stammende Künstlerin Tamara Grcic in der alten
Montagehalle am "inatura"-Areal in Dornbirn geschaffen hat. Nicht
mit Pinsel und Farbe, sondern mit Flaschen. Und das hat einen guten
Grund.
Der "Kunstraum Dornbirn", jener Verein, der die Halle seit fast
einem Jahr bespielt und dort sein neues Domizil fand, hat sich
folgerichtig dem Themenpaar Kunst und Natur angenommen und lädt
Künstler ein, ihre Positionen darzustellen sowie den Raum zu
bewältigen.
Nach Franziska und Lois Weinberger, bei denen die Montagehalle
weniger, die Natur aber umso mehr eine Rolle spielte, war Tamara
Grcic von der Umgebung sowie von der Patina des Gebäudes inspiriert.
Die Kunsthistorikerin und Kulturanthropologin, die sich als
Kunstschaffende zudem mit dem Film und der Wesenheit von
Gegenständen beschäftigt, hat den großen Raum mit allen seinen
Tücken und Vorgaben gut bewältigt. Die Höhe bleibt unangetastet,
Tages- bzw. Sonnenlicht soll die Wirkung der eigentlichen
Installation jeweils beeinträchtigen. Und diese besteht aus gut
14.000 Weinflaschen.
Am Schnittpunkt
Frisch aus dem Werk werden sie nur für die Dauer der Ausstellung
ihrer Funktion enthoben, dürfen aber ihre Farben "lichtgrün, grün,
feuille-morte" (so auch der Titel der Arbeit) einsetzen, die beim
Betrachter mannigfaltige Assoziationen hervorrufen. Am Boden in
wechselnder Richtung ausgelegt, erinnern sie an die Strukturen auf
einer Wasseroberfläche, auch an Fischschwärme, deren rasche Bewegung
angehalten wurde. Ein zeitlich begrenzter Stillstand, der den
Schnittpunkt zwischen Natur und Künstlichkeit offenbart, auch den
Akt der Malerei (jede Flasche ein Pinselstrich) sowie den
Produktions- und Lebenslauf. Denn, so wie feststeht, dass Grcic die
vom Kunstraum im Rahmenprogramm begleiteten Diskussionen fördern
wird, werden die Flaschen wieder ihrer Bestimmung als
Weinbehältnisse übergeben.