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"Baustoffe unserer Zeit" nennt die 1976 in Heidelberg geborene, heute in Berlin lebende Künstlerin Kitty Kraus ihre künstlerischen Ausgangsmaterialien, zu denen auch Herrenanzüge gehören. In ihrer gebügelten und zerlegten Form dienen ihr diese nicht nur als Vorlagen für die Dekonstruktion gesellschaftlicher Normierungen, sondern auch für ihre fragilen Re-Konstruktionen aus Glas, die Körperproportionen und Haltungen nachmodellieren.
In den Räumen der Galerie Senn heben sich die zu Ober- und Unterkörper zusammengebauten Glasflächen ebenso scharfkantig wie geradlinig von den Wänden ab, während ihre Überlegungen zur Linie ebendort auch "auslaufen" durften. Vorausgegangen ist dem amorph geformten schwarzen Fleck auf dem Boden ein künstlerisches Experiment mit einer Glühbirne, die mit schwarzer Tinte gefärbtes Eiswasser zum Schmelzen brachte.
In ihrer jüngsten Arbeiten kehrt Kitty Kraus zunächst wieder zu den Eigenschaften von glatten Brüchen und Schnitten zurück: Zu sehen sind zwei verdunkelte Glaskuben, in denen jeweils eine Glühbirne steckt. An den offenen Kanten der minimalistisch anmutenden Objekte bricht das Licht in unendlich viele Strahlen, wodurch sich das vermeintliche Wissen um Anfang und Ende der Linie wieder restlos zerstreut. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.6.2007)