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17.12.2001 - Ausstellung
Fritz Wotruba in die Albertina, Moderne aber wieder ins 20er-Haus
Zwei Wiener Museumsfragen scheinen vor einer Lösung zu stehen. Der Wotruba-Nachlaß könnte permanent in der Albertina gezeigt werden. Die Österreichische Galerie und das Mumok planen das Zwanz'gerhaus mit Klassischer Moderne zu bespielen.
VON STEFAN MUSIL


Mit dem Umzug des Museums Moderner Kunst (Mumok) in sein neues Quartier im Museumsquartier steht der von Karl Schwanzer für die Brüsseler Weltausstellung 1958 entworfene Pavillon, das "Zwanz'gerhaus" neben dem Südbahnhof, seit Ende letzten Jahres leer. Er soll wieder mit Kunst befüllt werden - und war zunächst der Österreichischen Galerie zur Nutzung versprochen. Dann jedoch meldeten auch der designierte Direktor des Mumok, Edelbert Köb, sowie der Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums, Wilfried Seipel, als Präsident des "Vereins der Freunde zur Erhaltung und Bewahrung des künstlerischen Nachlasses von Fritz Wortuba" Bedarf an.

Doch die vorschnell kolportierte Lösung, das Zwanz'gerhaus würde zum Wotruba-Museum werden, ist vom Tisch. "Die Betriebskosten sind zu hoch", so Seipel. Dafür dürfte ein anderes Quartier für die Werke des bedeutenden österreichischen Bildhauers gefunden sein.

Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Graphischen Sammlung Albertina, hat drei Räume im Albertina-Palais angeboten: Der Albertina Court, der im Zuge der Palais-Sanierung rekonstruiert und überdacht wird, die anschließende Pfeilerhalle sowie den Säulengang. Dies ergäbe eine Ausstellungsfläche von rund 800 Quadratmeter - wozu noch "die Bastei mit ihren etwa 4000 Quadratmeter" käme (Schröder). Hier hätten die großformatigen Skulpturen Platz.

Van Gogh und Monet

Wilfried Seipel stieß mit diesem Konzept beim Vorstand des Wotruba-Vereins auf große Zustimmung. Auch Schröder hält das Projekt für sehr konkret, den Ausstellungsort Albertina außerdem für sehr passend: "Es gab immer eine besondere Beziehung zwischen Fritz Wotruba und der Albertina. Er hat dem Haus eine bedeutende Sandsteinskulptur geschenkt, die graphische Sammlung verwahrt sein gesamtes druckgraphisches Werk und wir zeigen 2003 die große Ausstellung ,Fritz Wotruba und die Moderne'".

Damit wäre das Zwanz'gerhaus für die Österreichische Galerie und das Mumok frei. Und auch hier wird eifrig an einem gemeinsamen Konzept gearbeitet.

Edelbert Köb erläutert: "Wir wollen die Bestände an Klassischer Moderne aus beiden Häusern im Schweizer Garten museal versammeln, beginnend bei Van Gogh und Monet." Diese "für Wien notwendige Lösung" wäre auch wichtig, weil der Neubau im Museumsquartier für eine permanente Präsentation des Mumok-Bestandes der Klassischen Moderne zuwenig Platz biete.

Im Schweizer Garten ist schließlich auch Raum für die Skulpturen-Sammlung des Museums. "Wir haben mehr schöne Stücke, als ich geglaubt habe", merkt Köb an.

Davor ist jedoch noch die Frage der Renovierung des Zwanz'gerhauses zu lösen. Die Gelder dafür sind jedenfalls, laut Köb, gesichert. Jetzt muß nur noch entschieden werden, ob man den Pavillon in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt oder den Bau in seiner derzeitigen, erweiterten Form saniert.

Im zweiten Fall würde neben der fixen Museumspräsentation Raum für eine Bespielung mit Ausstellungen bleiben. Und die Betriebskosten: "Wir sind zu zweit, da ist das möglich", erklärt Köb.



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