Salzburger Nachrichten am 02. Oktober 2003 - Bereich: kultur
GALERIENBLICK

GALERIENBLICK

Galerie Eboran, Salzburg

Seit der Gründung im Jahr 1990 hat sich das "Büro Josef Böhm" (Franz Bergmüller, Ingo Huyer, Hans Pollhammer) einen Ruf als erfrischend anarchischer Störtrupp in den Gefilden der Kunst erworben. In der Galerie Eboran bietet es mit einer komplexen, humorvollen Installation einen Einblick in die auf Irritation angelegten Strategien. Mit viel Liebe zum Detail ist der Ausstellungsraum in ein experimentelles Labor verwandelt worden, in dem der Kunstbegriff ironisch unterlaufen wird. Mit zahlreichen Anleihen aus der alltäglichen Erfahrungswelt ist eine Baustellen-Atmosphäre jenseits des "guten Geschmacks" entstanden, in der Grundlagenforschung der besonderen Art betrieben wird.

Josef Böhm schöpft aus dem Fundus künstlerischer Verfahrensweisen. Unter den Collagen, bei denen Teile durch Schnüre beweglich sind, kann man eine Reihe surrealer Einfälle entdecken. Das rotierende Messer einer elektrisch angetriebenen Brotschneidemaschine bringt das Bild festgefügter Konventionen zum Rotieren. Ein überdimensionales Bügelbrett-Snowboard, das über zwei Böcken auf Aschenbechern aufliegt, bildet den Sockel für Füße, die in einem Paar Sandalen aus Brotlaiben stecken. Der Schmalfilm "Kimmelbraten - wir heiraten" täuscht in seiner rudimentären Machart darüber hinweg, dass hier mit beträchtlichem Aufwand das Klischee idyllischer Häuslbauermentalität ad absurdum geführt wird.

Als Fazit bleibt: Josef Böhm unterliegt dem Kitsch, die Kunst erringt einen Sieg nach Punkten. Wie das möglich ist, sollte man nach Möglichkeit selbst vor Ort überprüfen. WOLFGANG RICHTER

Galerie Eboran, Ignaz Harrer Straße 19, bis 10. 10., Di.-Fr. 18-20 Uhr.