VN Sa, 14.12.2002

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Kultur 

WIEN AKTUELL

Von der Eleganz des Lapidaren

Umfangreiche Werkschau von Heimo Zobernig im Museum moderner Kunst in Wien

VON SUSANNE JÄGER

Wien (VN) Mit einer klugen architektonischen Intervention im Museum moderner Kunst in Wien hat Heimo Zobernig, einer der international erfolgreichsten heimischen Künstler der mittleren Generation, schon im Juni die Weichen gestellt, um seine Anfang Dezember eröffnete Überblicksausstellung adäquat präsentieren zu können.

Zobernigs leuchtend "Weißer Kubus", "funktionales Architekturelement und Kunstobjekt in einem" (Rainer Fuchs), bildet nun als dauerhaftes Korrektiv zur ursprünglichen Planung eine horizontale Verbindung zwischen den früher voneinander getrennten Ausstellungsräumen.

Mit dem Durchgang hat Zobernig nicht nur die unter den gegebenen Umständen größtmögliche Großzügigkeit in die schwer bespielbaren "Mumok"-Räume gebracht; die Passage gliedert auch die über sechs Jahre von Eva Badura-Triska in Zusammenarbeit mit dem Künstler kuratierte "Mid Career Survey".

Der erste, kleinere Raum der rund 150 Arbeiten umfassenden Werkschau, die in ihrer Gesamtheit als Meta-Installation Zobernigs angelegt ist, zeigt das Frühwerk des Künstlers ab 1978. Schon hier zeichnet sich das breite Spektrum an Medien und die große formale Bandbreite ab: Bilden modellhafte Skulpturen im Zwischenbereich von Architektur und Skulptur (1983) die Abschlussarbeit von Zobernigs Bühnenbildstudium, betreibt der Künstler ab Mitte der achtziger Jahre "das Ausloten der Beziehungen zwischen Form und Bedeutungsentstehung verstärkt im Bereich der Malerei, Plastik und Installation", so Badura-Triska. Dabei konzentriert sich Zobernig vor allem auf die Sprache der Abstraktion, insbesondere der Geometrie. Dicht gehängte Ölbilder, in denen geometrische Formen dominieren, basieren auf persönlichen Bezügen, brechen aber auch ironisch mit den Postulaten geometrisch-konstruktiver Kunst.

Anregung zur Reflexion

So formal vielfältig sich auch im zweiten großen Raum die Arbeiten Zobernigs präsentieren, die zentrale inhaltliche Klammer ist, "in welcher Form wir die Welt erfahren, was über sie ausgesagt werden kann und welche Rolle in diesem Zusammenhang der Kunst zukommen mag". Zobernig: "Das Zeigen der Mittel und somit die Desillusionierung und Anregung zur Reflexion sind wesentliche Methoden meiner Arbeit."

So kann ein monochromer Kubus sowohl als minimalistisches Kunstobjekt gelten oder auch - wie in der Ausstellung - als Sockel für eine Skulptur des Künstlers Fritz Wotruba. Zobernigs Anliegen der "Verunsicherung von Gewissheiten" setzt sich in der Installation für die Kunstmesse Chicago von 1990 fort: ob die einfachen möbelartigen Elemente benutzt werden können, bleibt ebenso offen wie deren "Kunst"- oder "Nicht-Kunst"-Status. Eine mit Schalldämmplatten ausgekleidete Raumecke schreibt das Spiel mit dem Ambivalenten fort. Denn die Installation im dahinterliegenden abgedunkelten Raum mit stakkatoartig aufleuchtenden bunten Glühbirnen ruft zwar Erinnerungen an erste Disco-Erfahrungen wach, Musik ist aber nicht vorgesehen (1995/2000). Elegante Doppeldeutigkeit und der Sinn fürs Lapidare vereinen sich auch in den zahlreichen Videoarbeiten - beispielsweise die Künstlerkollegen Zobernig/Hans Weigand beim abwechselnden Neustarten von Motorsägen (1992) -, die neben Zobernigs bekannten Streifen-, Raster- und Schrift-Arbeiten ebenfalls in der Ausstellung präsentiert werden.

Unter Edelbert Köb . . .

Mit dieser umfassenden, fassettenreichen Werkschau von Heimo Zobernig präsentiert sich das "Mumok" nach jahrelangem Stillstand nun unter der neuen Leitung von Edelbert Köb endgültig wieder als Ausstellungshaus auf internationalem Niveau.

Das Zeigen der Mittel und somit die Desillusionierung und Anregung zur Reflexion sind wesentliche Methoden meiner Arbeit.

HEIMO ZOBERNIG

Kubus von Zobernig im Museum moderner Kunst in Wien.




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