VON SUSANNE JÄGER
Wien (VN) Mit einer klugen
architektonischen Intervention im Museum moderner Kunst in Wien hat
Heimo Zobernig, einer der international erfolgreichsten heimischen
Künstler der mittleren Generation, schon im Juni die Weichen
gestellt, um seine Anfang Dezember eröffnete Überblicksausstellung
adäquat präsentieren zu können.
Zobernigs leuchtend "Weißer Kubus", "funktionales
Architekturelement und Kunstobjekt in einem" (Rainer Fuchs), bildet
nun als dauerhaftes Korrektiv zur ursprünglichen Planung eine
horizontale Verbindung zwischen den früher voneinander getrennten
Ausstellungsräumen.
Mit dem Durchgang hat Zobernig nicht nur die unter den gegebenen
Umständen größtmögliche Großzügigkeit in die schwer bespielbaren
"Mumok"-Räume gebracht; die Passage gliedert auch die über sechs
Jahre von Eva Badura-Triska in Zusammenarbeit mit dem Künstler
kuratierte "Mid Career Survey".
Der erste, kleinere Raum der rund 150 Arbeiten umfassenden
Werkschau, die in ihrer Gesamtheit als Meta-Installation Zobernigs
angelegt ist, zeigt das Frühwerk des Künstlers ab 1978. Schon hier
zeichnet sich das breite Spektrum an Medien und die große formale
Bandbreite ab: Bilden modellhafte Skulpturen im Zwischenbereich von
Architektur und Skulptur (1983) die Abschlussarbeit von Zobernigs
Bühnenbildstudium, betreibt der Künstler ab Mitte der achtziger
Jahre "das Ausloten der Beziehungen zwischen Form und
Bedeutungsentstehung verstärkt im Bereich der Malerei, Plastik und
Installation", so Badura-Triska. Dabei konzentriert sich Zobernig
vor allem auf die Sprache der Abstraktion, insbesondere der
Geometrie. Dicht gehängte Ölbilder, in denen geometrische Formen
dominieren, basieren auf persönlichen Bezügen, brechen aber auch
ironisch mit den Postulaten geometrisch-konstruktiver Kunst.
Anregung zur Reflexion
So formal vielfältig sich auch im zweiten großen Raum
die Arbeiten Zobernigs präsentieren, die zentrale inhaltliche
Klammer ist, "in welcher Form wir die Welt erfahren, was über sie
ausgesagt werden kann und welche Rolle in diesem Zusammenhang der
Kunst zukommen mag". Zobernig: "Das Zeigen der Mittel und somit die
Desillusionierung und Anregung zur Reflexion sind wesentliche
Methoden meiner Arbeit."
So kann ein monochromer Kubus sowohl als minimalistisches
Kunstobjekt gelten oder auch - wie in der Ausstellung - als Sockel
für eine Skulptur des Künstlers Fritz Wotruba. Zobernigs Anliegen
der "Verunsicherung von Gewissheiten" setzt sich in der Installation
für die Kunstmesse Chicago von 1990 fort: ob die einfachen
möbelartigen Elemente benutzt werden können, bleibt ebenso offen wie
deren "Kunst"- oder "Nicht-Kunst"-Status. Eine mit Schalldämmplatten
ausgekleidete Raumecke schreibt das Spiel mit dem Ambivalenten fort.
Denn die Installation im dahinterliegenden abgedunkelten Raum mit
stakkatoartig aufleuchtenden bunten Glühbirnen ruft zwar
Erinnerungen an erste Disco-Erfahrungen wach, Musik ist aber nicht
vorgesehen (1995/2000). Elegante Doppeldeutigkeit und der Sinn fürs
Lapidare vereinen sich auch in den zahlreichen Videoarbeiten -
beispielsweise die Künstlerkollegen Zobernig/Hans Weigand beim
abwechselnden Neustarten von Motorsägen (1992) -, die neben
Zobernigs bekannten Streifen-, Raster- und Schrift-Arbeiten
ebenfalls in der Ausstellung präsentiert werden.
Unter Edelbert Köb . . .
Mit dieser umfassenden, fassettenreichen Werkschau von
Heimo Zobernig präsentiert sich das "Mumok" nach jahrelangem
Stillstand nun unter der neuen Leitung von Edelbert Köb endgültig
wieder als Ausstellungshaus auf internationalem Niveau.
Das Zeigen der Mittel und somit die Desillusionierung
und Anregung zur Reflexion sind wesentliche Methoden meiner Arbeit.
HEIMO ZOBERNIG
Kubus von Zobernig im Museum moderner Kunst in Wien.