diepresse.com
zurück | drucken
12.02.2003 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Meyer Kainer. Zwar ist Malerei ein Bildmedium, noch dazu eines der ältesten. Bildmedien (und Medienbilder) aber sind deshalb nicht zwangsläufig Malerei. Dieses Paradoxon ist Reibefläche für Walter Obholzers präzises, auf der Malerei basiertes Kunstschaffen. Er nasführt uns scheinbar, um uns Grundlegendes über Bildmechanismen vor Augen zu führen. Einblicke in seine Strategie gewährt diese feine kleine Schau. Gleich im Entrée ein neueres Bilddouble: sich überlagernde Farbscheiben vor verschiedenfarbigem Hintergrund. Bei aller Technizität der Ausführung gelangen alte Fragen nach Tiefe, Bildraum, Plastizität, Farbgewicht auf den Prüfstand. Hier schließen wunderbar luzide Querformate mit pastelligen Kreissegmenten auf hellem Grund an, die sich wie in einem Kippbild bald als Ränder von Glasscheiben darstellen, bald als feines Ornamentgeflecht. Dazu "Vorphotographie" aus den Siebzigern: Pseudorealismus, wie ihn die Photographie anstrebt, erzielt dank maximaler Beherrschung der Malerei (I., Eschenbachgasse 9; bis 15. 3.)

Galerie Krobath Wimmer. Die Innenwelt der Außenwelt fünfmal analysiert. Auffallend starke Träger ihrer Botschaften sind Materialien und Methoden. Monika Bonvicini etwa errichtet eine Wand aus Ketten und Rohren: symbolische Trennung, Abwehr ebenso wie zögerlicher Durchlaß. Tamara Bondi erzählt kleine Geschichten, kaum sichtbar, weil bloß als Schatten auf der Wand lesbar. Hier schließt Zilla Leuteneggers Video an: eine Schlafstörung als stummer, auf feinste Striche reduzierter Endlos-Loop. Erik Schmidt wiederum reinterpretiert in seinen Kugelschreiberzeichnungen Bildfragmente aus dem Internet. Farbkräftiger Kontrapunkt: Anna Meyers kleine Ölbilder, die diesmal von einer Reise in die Wüste erzählen (I., Eschenbachgasse 9; bis 15. 3.).

Galerie Engholm. Von der Nahtstelle zwischen Kunst und Publikation jenseits der Katalogdokumentation handelt "Interim Platform II". Die vorgestellten Verlage sind allesamt mehr dem Underground als dem Establishment verhaftet. Ohio etwa: das in verschiedenen Formaten und loser Folge erscheinende Kölner Magazin versammelt Photos, die nicht zwingend mit Kunstanspruch entstanden sind. Anders Onestar Press aus Paris: das (jeweils von einer Edition begleitete) Buchformat als konzeptuelle Hülle für künstlerische Visionen. Hingehen und schmökern! (IV., Schleifmühlgasse 1b; bis 21. 2.).



© Die Presse | Wien