Der Zusammenhang zwischen dem Fragment aus Walsers "Der Spaziergang" und dem Bild konstruiert der Betrachter.
Wien - Dem Schatten näher als dem Licht, schiebt sich eine alte Limousine ins Schwarz der Nacht. Einzige Kontraste im Dunkel der Grafitschraffur: Scheinwerfer und Lichtreflexe auf der Karosse. Düster ist die Spelunke ebenso wie die Stimmung zwischen einem steifen Paar; finster wie die zahlreichen Nachtstücke, die Marcel van Eeden serviert.
Der in Berlin lebende niederländische Künstler nutzt in seinen inzwischen auf mehr als 6000 Blätter angewachsenen Zeichnungen das Genre des Film noir. Jenseits dieser Form interessiert den 45-jährigen van Eeden der Krimi weder in der filmischen, noch in der belletristischen Variante. Ebenso wenig liest er Comics, obgleich seine Kompositionen davon visuell beeinflusst sind.
Celia heißt der Bilderzyklus von 148 Zeichnungen (2004-2006), den van Eeden vor einem durchlaufenden mintfarbenen Band "abspult". Spulen, da sich die Serie filmisch, also als Abfolge von Einzelbildern, erzählt; das Hinzufügen von Textfeldern sorgt für den comichaften Zug. Bereits der Einstieg erinnert mit dem farbig hinterlegten Titel an ein Buchcover. Celia, das muss die Frau im Krankenbett sein, folgert man und erwartet sich ein schicksalsschweres Epos.
Erwartungen, die sich nicht erfüllen, bricht doch die Erzählung abrupt ab, um in einem völlig neuen Plot, bisweilen auch in einer anderen Sprache, wieder einzusetzen. Deutungshungrig versucht der Betrachter zwischen den drei literarischen Fragmenten, darunter Robert Walsers Der Spaziergang, The Cocktail Party von T. S. Eliot (der die Titelfigur entnommen ist) und den Bildern Zusammenhänge herzustellen.
Und wer sucht, der findet auch. Darauf setzt zumindest Marcel van Eeden. Dieser Suchende wird sich von Text-Bild-Scheren und mangelnder Logik im Narrativ weder beirren noch verwirren lassen. Er wollte immer Schriftsteller werden, verriet van Eeden einmal. Beim Talent soll es gehapert haben. Ist dies der Grund, wieso er sich dem Narrativ verweigert, den Betrachter zum bedeutungsgebenden Komplizen macht? Und wann zieht der Ko-Autor den Revolver, den van Eeden zeichnerisch ins Bild setzt, um sich dafür zu rächen, dass den Künstler die Geschichte seiner Charaktere nicht wirklich interessiert? Vergilt er ihm, dass van Eeden seine Lust am Zeichnen in einen konzeptuellen Rahmen spannt? Ein Gerüst, das von Serie zu Serie lediglich in der Wahl der Vorlagen variiert.
Vielleicht kann Walsers Text versöhnen. Dieser entspinnt die Gedanken des Spaziergangs beim Flanieren, hängt sie wie beiläufig an Passiertes. Ähnlich zufällig entwickelt sich die "Geschichte" van Eedens: Die Bilder und Wortfragmente, die er in Magazinen, Büchern oder privaten Alben findet und sich aneignet, sind womöglich nur haftender Untergrund für die Gedankenwelt des flanierenden "Lesers".
Dass alle Fotos und literarischen Vorlagen vor 1965, van Eedens Geburtsjahr, entstanden sein müssen, klingt kurios. Es ist für den Künstler aber geradezu existenziell. Er versucht den Tod durch Neukomposition der Vergangenheit zu überlisten. In Filmen drohen Zeitreisende oft unbedacht die Zukunft zu verändern; Marcel van Eeden greift mit voller Absicht ein. Der Betrachter als Ko-Autor vollendet. (Anne Katrin Feßler//DER STANDARD, Printausgabe, 22. 12. 2010)
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