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05.04.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Meyer Kainer: Slacker - Krobath Wimmer: Verstärker - Galerie Janda: Konkurrenz

kunstraum

Wenn heute etwas als "Terror der Bilder" erlebt wird, muss es sich nicht gleich um Fotos von Gefolterten oder die penetrante Inszenierung von Politikern handeln. Es reichen schon die "originellen" Bildmontagen, die jeden Tag die Mailboxen anfüllen. Olaf Breuning gefällt solch kollektiver Humor. Für seine Wiener Schau hat der Schweizer das Internetfoto einer fast komplett rasierte Katze in großem Format malen lassen. Umgekehrt ist Breuning selbst extra auf die Osterinseln gereist, um ein Bild zu schießen, das wie ein Internetwitz aussieht: Er fotografierte die dortigen Steinkolosse vor einem Gestell, das sie mit Hasenohren und breitem Grinsen ausstattet. Andere Fotos erinnern an Halloween: "Ghosts", "Skeletons" und "We are such animals" speisen sich aus amerikanischer White-Trash-Kultur. Wer das alles noch als Geschichte erzählt bekommen will, für den hat Breuning das Video "Home" (23.000 €) produziert: Ein Typ mit stechenden Augen (Drogen!) kommentiert auf der einen Hälfte der Doppelprojektion halblustige Begebenheiten aus Las Vegas, von den Amish People oder der Büffeljagd, die auf der anderen Seite zu sehen sind. (Bis 25. Mai, Eschenbachgasse 9, Wien 1)

Krobath Wimmer: Verstärker

Künstler wurden oft als letzte Handwerker bezeichnet. Man könnte aber schon die mittelalterliche Malerei als Informationstechnologie verstehen. Auch Thomas Baumann produziert Gemälde. Dafür hat er eigens eine Maschine konstruiert. Früher brachte dieser Plotter nur Linien auf die Leinwand, aber dank integrierter Dialysepumpe kann Baumann jetzt Tusche-Drippings (um 4000 €) präsentieren. Für den Soundtrack der Schau sorgt die titelgebende Skulptur "Play the Door of Psycho" (9500 €): Stahlsaiten biegen eine Tür und verwandeln sie in ein Instrument; der gezupfte Klang wird durch einen Verstärker hörbar. Dass alle Wahrnehmung über Apparate läuft, betont Baumann auch mit dem Objekt "The-Bring-Another-Person-Piece" (9500 €), das wie eine alte Kastenkamera aussieht. Wenn zwei Menschen ihren Kopf gleichzeitig in diese Box stecken, tritt ein Effekt ein, der beweist, wie empfänglich wir auch heute noch für Jahrmarkterlebnisse des 19. Jahrhunderts sind. (Bis 21. Mai, Eschenbachgasse 9, Wien 1)

Galerie Janda: Konkurrenz

Normalerweise holen Galeristen erst für die Sommerausstellung Bilder aus dem Lager. Martin Janda präsentiert aber jetzt schon als "Silent Stories" wohl bekannte Arbeiten von Adriana Czernin, Maja Vukoje und Milena Dragicevic. Diese Künstler der Galerie werden vielfältig u. a. von Nicole Eisenman, Torsten Slama konkurrenziert - am spannendsten von dem 1952 geborenen Tschechen Jan Merta. Mit Titeln wie "Den Schweißern" oder "Einem unbekannten Glasarbeiter" (je 11.000 €) spielt er ironisch auf die Lobpreisung der Arbeiterschaft an, einst Thema der realsozialistischen Kunst. Der gemalte Helm und das blau-rote Glasobjekt könnten aber auch als eigenwillige Monumente durchgehen. (Bis 21. Mai, Eschenbachgasse 11, Wien 1) Nicole Scheyerer

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