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13.03.2002 - Ausstellung
Schwitters und sein "Merz" - jetzt in Wien
Das Kunstforum Bank Austria widmet Kurt Schwitters ab 15. März eine große Ausstellung. Auch Schwitters' Einfluß auf Österreichs Künstler und die ungebrochene Aktualität seiner Arbeit sollen dabei gezeigt werden.


Es ist März - und in Wien heißt es bald "Merz": Merzbau, Merzkunst und vieles mehr bietet ab 15. März das Kunstforum Bank Austria in einer Kooperation mit der "Presse" in seinen Schauräumen auf der Wiener Freyung. Kurt Schwitters ist dort eingezogen - und wird somit zum ersten Mal in einer wirklich umfassenden Ausstellung in Österreich präsentiert sein, meint die Direktorin des Kunstforums, Ingried Brugger.

"Schwitters paßt gut in mein Programm, mit dem ich innerhalb des 20. Jahrhunderts verstärkt in Richtung Avantgarde gehe", so Brugger. Dabei konzentriert sie sich auf im österreichischen Ausstellungswesen vernachlässigte Meister des letzten Jahrhunderts.

Als nächstes Projekt in dieser Linie nennt sie eine Schau, die das Phänomen des Futurismus (13. 3. bis 9. 6. 2003) nach langer Zeit wieder in das Bewußtsein der österreichischen Öffentlichkeit rücken soll. Das erste und letzte Mal präsentierte sich die - damals junge - Gruppe der Futuristen in Wien 1912.

Zwischen Schwitters und Futurismus wird dem großen niederländischen Modernen Karel Appel (5. 9. bis 13. 10.) eine Retrospektive zum 80. Geburtstag gewidmet, danach folgt, ab Oktober, Impressionismus, allerdings aus Amerika und Russland.

Neben der umfangreichen Präsentation des Werks von Kurt Schwitters liegt Ingried Brugger ein anderer Aspekt besonders am Herzen: "Ich treffe immer wieder auf österreichische Künstler, die mir sagen, wie sehr sie Schwitters lieben und verehren". Also versucht die Ausstellung auch den Spuren von Schwitters Kunst im Schaffen der Österreicher nachzugehen. Denn "es geht mir auf die Nerven, daß bei österreichischer Kunst nach 1960, im internationalen Kontext, immer nur von der Körperlichkeit, der Befindlichkeit die Rede ist. Der Bogen spannt sich immer von Schiele über den Aktionismus bis hin zu Elke Krystufek", so Brugger. Die österreichische Kunst hätte jedoch viel mehr zu bieten.

Also wird es im Kunstforum einen Österreicher-Raum geben, der Reflexionen auf Schwitters zeigt: Arbeiten von Erich Fried, Gerhard Rühm, Günter Brus, Christian Ludwig Attersee und Franz West.

Die große Wertschätzung für Schwitters durch zeitgenössische Künstler zeigt sich für Brugger auch in der Tatsache, daß einige der Exponate, von denen manche bisher unpubliziert waren, aus dem Besitz von Künstlern stammen. Per Kirkeby, Günther Förg und Jasper Jones fungieren daher diesmal als Leihgeber.

Siegfried Gohr und Gunda Luyken haben die Ausstellung für das Kunstforum Bank Austria konzipiert. Nur dort wird sie zu sehen sein. Der Ablauf ist nicht so sehr chronologisch, als er die verschiedenen Schaffensphasen Schwitters beleuchten möchte: Dada und Merz, die Einflüsse durch Bauhaus, De Stijl und Konstruktivismus, schließlich die Zeit des Exils in Norwegen und England. Eine besondere Attraktion ist dabei die Rekonstruktion des berühmten Merzbaus, den Schwitters in seinem Haus in Hannover aus einer Merzsäule heraus nach und nach zu einer ganzen phantastischen Merz-Welt ausbaute. mus

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