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20.04.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung | ||
Frisches Futter für Ideenfischer | ||
VON ALMUTH SPIEGLER | ||
Ausstellung. Maria Lassnigs überwältigende neue Malerei in der Sammlung Essl. | ||
W Alles scheint man zu verstehen hier, die Symbolik, die
Ironie - und doch wird dieses "alles" nie völlig klar bei Lassnig. Es sind
ihre Körper-Empfindungen, ihre "bodyawareness" und ihre ganz eigene
Wirklichkeit, die sie in diesen seltsam grausamen Pastelltönen auswirft.
"Schmerz- und Qualfarben, Druck- und Völlefarben, Höhlungs- und
Wölbungsfarben" nennt sie das dominierende helle Grün und Türkis, das in
allen Nuancen changierende Erdbeerrot, das satte Gelb. Eine
unverwechselbare, expressive Sprache, der Lassnig seit den 70er Jahren
treu geblieben ist - im Unterschied zu anderen Künstlern ihrer Generation
aber auch immer noch weiterentwickelt. Dabei ist nichts krampfhaft neu,
sondern bleibt verankert in einer Tradition, die Lassnig aufgesogen hat an
ihren Lebensorten Paris (Surrealismus, tachistische Spontanität), New York
(Neuer Realismus) und nicht zuletzt in Kärnten, woran vor allem die Farben
(Herbert Boeckl, Nötscher Kreis) erinnern. Karlheinz Essl ist sicher der eifrigste Sammler von
Lassnigs Werk seit den 80er Jahren. "Atom-Mütter" machte den Anfang. Sein
Bestand - 40 Gemälde, darunter einige Hauptwerke wie "Lebenszyklus", acht
frühe Filme, fünf Skulpturen und 35 Aquarelle - ist jetzt erstmals
geschlossen in Klosterneuburg zu sehen. Eine gültige Retrospektive, wie
sie im 20er Haus 1985 und 1999 stattfand, konnte so nicht zustande kommen.
Es fehlen vor allem die Phasen des Frühwerks. Dafür hat Kuratorin
Christine Humpl die weniger bekannten Plastiken der Künstlerin eingefügt -
"Fingerübungen", wie Lassnig selbst zugibt - sowie den 32-teiligen
Porträt-Zyklus der "Landleute" von Feistritz. Humpl hat sichtlich "nur ein
bisschen" geordnet, nämlich thematisch, womit man wenigstens eine Idee von
Lassnigs Interessensgebieten bekommt: die Natur, eine
fortschrittsskeptisch erfundene Dingwelt samt Mischwesen ("Science
Fiction"), die auf sich selbst bezogene antike Mythologie ("Atlas"). Eine
feministische Haltung wird - außer in den (Trick-)Filmen - vor allem durch
eine Aussparung des Männlichen deutlich. "Ausnahmebilder", wie das
"Porträt des Insektenforschers" (2003), bestätigen die Regel. Eine Bestätigung sind die jüngsten Arbeiten auch dafür,
dass Lassnig immer noch die international bedeutendste Malerin der
Gegenwart ist. Traurig nur ihr gestörtes Verhältnis zu Österreich, das
"sich's mit mir verdorben hat", wie sie 2002 sagte. Eine schwierige
Situation, immerhin erhielt sie vor Jahren schon die höchsten
Auszeichnungen des Landes. Da bleibt wohl nur, für Maria Lassnig neue
Kategorien zu erfinden. |
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