Die neue Kunstmesse viennAfair bis 24.
April
Mit Blick nach Südosteuropa
Von Brigitte
Borchhardt-Birbaumer
Neu ist an der Kunstmesse vor
allem einmal der Ort: Das neue Messezentrum und die angenehm
hohe Industriearchitektur der Halle A sind mit einer
Innenarchitektur des bekannt bewehrten Büro Kühn Malvezzi aus
Berlin zwar weiter von der Innenstadt entfernt, aber
großzügiger als die Ausstellungshalle des MAK. Die zuletzt
diskutierte Öffnung für Galerien außerhalb von Österreich ist
sehr erfreulich; 17 Galerien aus Südosteuropa konnten
eingeladen werden.
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Auch auf der viennAfair vertreten: Hans
Weigands "Desaster" aus der Galerie Senn. Senn
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Zuerst wirkt alles in der großen Halle ganz übersichtlich,
die Kojen sind noch großzügiger als etwa auf der Art Basel;
die labyrinthischen Qualitäten kommen erst während des
Rundgangs zum Vorschein. Die meisten der 92 Galerien aus 19
Ländern haben viel Hängefläche und können auch die Wirkung der
Arbeiten im Raum einmal geltend machen. Der Beirat, bestehend
aus Rosemarie Schwarzwälder, Ursula Krinzinger, Manfred Lang,
Gabriele Senn u. a. wird im Begleitprogramm von einer
künstlerischen Leiterin, Gabriela Gantenbein, unterstützt, die
mehrere Podiumsdiskussionen zu wesentlichen Themen:
Solidarität, Netzwerk, Etablierung der Galerien und Künstler
aus Ländern wie Litauen, Polen, Serbien, Ungarn Kroatien usw.
organisiert hat. Kuratorinnen und Kuratoren werden neben
Vertretern aus Museen, Zeitungen, Universitäten usw. beteiligt
sein.
Junges Publikum erwünscht
Neu sollen auch
neben dem etablierten Sammlerpublikum in Wien, für das die
internationale Erweiterung natürlich neue Einblicke bis
Spanien, Italien und Rumänien bietet, ein junges Publikum (der
Zukunft?) angesprochen werden. Die Galerien aus dem
(Süd-)Osten sind gut ausgewählt, fallen weder mit ihrem
Programm noch durch ein Abweichen vom heute typischen Mix von
Neuen Medien und Malerei, Objektkunst und viel Fotografie auf.
Bei manchem Galeristen (oder manchen Galeristinnen), nicht nur
aus Deutschland, ist klassisches Programm angesagt: Da kann
dann wie in Basel auch der kürzlich verstorbene Wesselmann,
neben Roy Lichtenstein, Warhol, Rosenquist usw. bei Benden
& Klimczak erworben werden.
Wiener Dromedartreiber
Künstlerstars wie Julian Opie sieht man in englischen
Galerien wie Lisson oder dem Schweden Wetterling; ebenso
Anthony Cragg, der in Österreich von Knoll und Mauroner, aber
auch in einigen internationalen Galerien vertreten ist. Aber
auch Lois & Franziska Weinberger sind neben Janda bei
anderen (Altenöder z. B.) zu finden und Manfred Lang versucht
neben anderen auf den Nachlass des abstrakt nach der Ecole de
Paris arbeitenden Einzelgängers Hans Grünseis (1909 bis 1986)
aufmerksam zu machen.
Bei Knoll ist mit dem Foto des
jungen russischen Teams AES + F sozusagen das bildliche Motto
der viennAfair zu besichtigen: Die Wiener Oper bekommt dabei
das Dach einer Moschee aufgesetzt und wird von Esel- und
Dromedartreibern umrundet: "Witness of the Future. Islamic
Project" (1997). Allerdings könnte auch das neue große
konzeptuelle Bild mit Migranten von Johanna Kandl als
Leitmotiv herangezogen werden, das Galeristin Christine König
zeigt. Für Freunde der österreichischen Malerei sind Anzinger
und Scheibl mit herrlichen Bildern in der Galerie Charim neben
Fotografien von Lisl Ponger und Milica Tomic zu
finden.
Klassiker der 60er Jahre wie Alechinsky, Calder
oder Kounellis sind bei Thoman aus Innsbruck, Appel bei Lelong
aus Zürich im Angebot; die Galerie Hummel kann mit der
Neuauflage der 4 ×12 Foto-Edition "Ana" von Günther Brus neben
einer eigenwilligen, roten Fotoserie von Hedwig Krystufek mit
Künstler Graf als Aktmodell aufwarten.
Neue Objekte von
Oswald Oberhuber gibt es in der Badener Galerie Menotti, einen
Mozart auf großer Leinwand von Kristina Girke bei Michael
Schulz aus Deutschland: Eine Referenz an Österreich?Wer weiß,
bleibt abzuwarten, was die internationale Kritik zu dieser
Premiere zu sagen hat.
Donnerstag, 21. April
2005