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Kulturforum New York - Verspiegelter Klangraum von Granular Synthesis

Unter dem Titel "Wide" präsentiert sich das neue Projekt des deutsch-österreichischen Medienduos Granular=Synthesis in New York und eröffnet damit gleichzeitig auch die erste Saison des österreichischen Kulturforum New York.

New York (APA) - In ihrer Arbeit haben die Künstler den Titel der Eröffnungsreihe "Transforming Modernity", mehr als nur wörtlich genommen.

Wide ist eine "audio-visuelle Komposition", die Kurt Hentschläger und Ulf Langheinrich speziell für den im Untergeschoss des 20-stöckigen Haus gelegenen Galerieraum geschaffen haben. Es ist Teil der Serie "FELD", die schon auf der Biennale in Venedig Aufsehen erregte, und transformiert den nagelneuen Raum zu einem ganz anderen Aussehen.

Der Besucher, der beim Eintreten in das Kulturforum von Stahlkonstruktionen und Steinstufen begrüßt wird, findet in der Galerie einen Raum im Raum, der sich durch fließende, graue Vorhänge von der sonst weißen Umgebung abschirmt. In diesem abgeschlossenen Teil sind die Seitenwände aus spiegelnden Materialien, und die Stirnseite des rechteckigen Raums eine weiße Projektionsfläche. Unmittelbar beim Eintreten wird man von einem Klang- und Lichtbild umhüllt, das einen festhält und fast atemlos auf die dynamischen Lichtprojektionen starren lässt. Zu Recht bezeichnen Hentschläger und Langheinrich dieses Projekt, wie auch schon vorangegangene, als meditativ.

Mit ihren Video-, Licht- und Soundinstallationen feiern Kurt Hentschläger (41) und Ulf Langheinrich (42) unter dem Namen Granular=Synthesis seit zehn Jahren weltweite Erfolge. Als Mischung zwischen Theater, Musik und bildender Kunst waren sie unter anderem auf der Ars Electronica in Linz, dem Anchorage - Creative Time Inc. in New York, im Inter-Communcation-Center in Tokio, im Museum Moderner Kunst in Wien und im Staedelijk Museum in Amsterdam zu sehen.

Diese neueste Arbeit stellte eine besondere Herausforderung dar, da die Installation den Galerieraum des neuen Forums zum ersten Mal künstlerisch benützte. Interessant ist daher, dass das Konzept eine eigens geschaffene räumliche Abgrenzung benutzt. Kurt Hentschläger begründet diese Entscheidung damit, dass "die Galerie keine ruhigen Wände besitzt." Stören auf der einen Seite des schmalen, länglichen Raums Mauervorsprünge und Steckdosen, so zerstören auf der anderen Seite Lastenaufzug und Abstellraum einen klaren Fluss der Wand.

Dass das Team auf Grund des dicht gedrängten Eröffnungsprogramms des Forums die Installation unter einem großen Zeitdruck - innerhalb von einem Arbeitstag - aufbauen musste, war in diesem Konzept bedacht worden, nicht aber, dass die unter Vertrag genommene Firma, die sich für die Spiegelwandkonstruktion verantwortlich zeigt, zwei Stunden später als verabredet erschien und auch wesentlich länger für ihre Arbeit benötigte. Umso beeindruckender ist das Resultat, das man pünktlich um 18 Uhr Ortszeit präsentierte, als die Tore des österreichischen Kulturforum zum ersten Mal für die Öffentlichkeit geöffnet wurden, und sich das Publikum von der eindrucksvollen Stimmung in dem verspiegelten Klangraum einfangen lassen konnte.
Wide ist noch bis zum Sonntag im österreichischen Kulturforum New York zu sehen und wird dann von den Vorbereitungen für das am 24. April beginnende elektronische Musikfestival phonoTaktik.02 abgelöst.
2002-04-20 11:57:18