"Wiener Aktionismus kann auch in der Tradition erkannt werden", ...
... sagt Hubert Klocker, der den Dialog von Schiele mit Schwarzkogler kuratierte.
Wahrer Kunstgriff sind aber jene sechs Dialoge, die Gegenwartskünstler mit dem Ahnen aufnahmen.
Wien - Der erschreckte Blick zweier Ertappter, einander küssend zugetan: Die schwermütige Sehnsucht, die in Egon Schieles Skandalbild Kardinal und Nonne liegt, macht es zur stimmigen Verkörperung scheinbarer Gegensätze - Melancholie und Provokation. Der Titel des neuesten Schiele-Abenteuers im Leopold Museum spiegelt auch die Geisteshaltung von Schieles frühen Jahren.
Wachgeküsst. Das Bild passt jedoch auch im Hinblick auf jenen, im Untertitel angedeuteten Teil der Ausstellung: Das Egon-Schiele-Projekt. Denn im Dialog mit sechs Gegenwartskünstlern (kuratiert von Diethard Leopold) beamt man den jungen Wilden direttissima ins 21. Jahrhundert; und dort abgesetzt, hat man nun wohl auch den "Gral des Egon Schiele", wie die in Dialog tretende Claudia Bosse das Leopold Museum umschreibt. Noch ist das Blut im Gral nicht völlig mit frischem Adersaft vermischt, denn der historische Auftakt Elisabeth Leopolds atmet die Melancholie des Abschieds.
So inszeniert sie Rudolf Leopold als Schiele, sich als Wally: Zwischen den Bildnissen des Paars die Landschaft Versinkende Sonne (1913). Für ihren Mann sei es ein "kaltes Bild" gewesen, von einer Sonne, die sich womöglich für immer verabschiedet. Seine Witwe wählte das Bild für Leopolds Parte. "Es ist die Seele, die da herausblickt", beschreibt sie Schieles "Weltwehmut", die nicht nur aus den Bildern, sondern auch aus Gedichten (1910) - "(...) die Angststämme, die dicht sich greifen (...)" - und Zitaten - "Mein Wandelweg führt über Abgründe" - herausrinnt. Stimmungen, die sich in den kubistisch aufgelösten Trauerbildern Prozession und Offenbarung (beide 1911) und der riesigen Entschwebung (1915) gut wiederfinden.
Gefunden hat Oskar Kokoschkas Pietà allerdings nicht zu der hölzernen Beweinung aus dem 15. Jahrhundert, der die Tragik von Tote Mutter I und Blinde Mutter beigestellt wurde. Etwas isoliert harrt der Oberwildling inmitten des Eingangs-Potpourris.
Gelungen die Gegenüberstellung von Schieles verrenkten Akten mit indonesischen Schattenspielfiguren; kein Vergleich allerdings mit der Dramatik, die solche Körperentäußerungen etwa im Dialog mit Fotos von Günter Brus' Selbstverstümmelungs-Aktion (1965) erreichen. Ditto bei Schwarzkogler. Während Krystufeks expressive Genitalexkurse den impressionistischen Blühenden Malven des 17-jährigen Egon nicht ferner stehen könnten, so scheinen sich die Schiele-Blätter in Franz Grafs Bildcollage aufzulösen - etwa so, wie Gedichtzeilen des Ahnen in Grafs Begriffsketten weiterleben: "Alles ist lebend tot."
Lebendiger wirken da schon die Installationen des Choreografen Philipp Gehmacher und von Regisseurin Claudia Bosse (theatercombinat). Beide haben Räume gebaut, die weder Ausstellungsboxen noch bildnerische Inszenierungen sind, sondern eben "Aufführungen" von Assoziationen und Ideen, die sich aus der Auseinandersetzung mit dem Werk des Malers ergeben.
Bosses Raum beschäftigt seine Besucher. Aus seinen Schaumstoffwänden tönen Stimmen, in seinen betretbaren Glaszellen sind Bildbeschreibungen zu hören. Die Zellen stehen in Zusammenhang mit einer Vitrine, in der Schiele-Bilder liegen. Diese stellen ebenso wie Schaumgummipodeste Betten dar. Auf einem davon steht eingeritzt zu lesen: "Liegende mit gespreizten Beinen". Die Vorstellung, die diese Worte erzeugen, ist das Live-Erlebnis des Publikums. Genauso wie das Hören der Texte, die Verwunderung über die vielen Kabel oder das Hin- und Hergehen im Raum.
Anders als Claudia Bosse arbeitet Philipp Gehmacher auch mit Videoinstallationen in seinem Grauraum mit Egon Schiele. Die eine zeigt den Choreografen mit dem Wiener Künstler Jack Hauser, die zweite mit der Tänzerin An Kaler. Hier ist sogar die Aufzeichnung als Livepräsenz gedacht.
Minimalistisch und bis ins letzte Detail durchdacht, beeindruckt Gehmachers Kenntnis des Körpers, seiner Haltungen und Gesten in Bezug zu den Bildern von Egon Schiele. Diethard Leopold meint halb im Scherz: "Wäre Schiele heute Tänzer, würde er vielleicht genauso tanzen wie Gehmacher." Ja, vielleicht. (Anne Katrin Feßler/Helmut Ploebst, DER STANDARD - Printausgabe, 23. September 2011)
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