Götz Bury: Präsentation Nikolaus Gansterer & Constantin Luser. 02.2001 karajan centrum. star_project01. the media art award: In einer 6-teiligen Serie stellen wir die zum Preis geladenen KünstlerInnen vor, heute: Nikolaus Gansterer & Constantin Luser. Ein idealer Nährboden ist die Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Das dachten sich Nikolaus Gansterer und Constantin Luser, als sie sich 1999 in der Klasse für experimentelle Bild- und Raumgestaltung (Brigitte Kowanz) zu einem schlagkräftigen Team formierten, und ihre Kräfte fortan multiplizierten. Von hier aus hatte Nikolaus Gansterer (Jahrgang 1974) bereit das "Institut für transakustische Forschung" (www.iftaf.org) gegründet, dessen sichtbarster (hörbarster?!) Teil das "1. Wiener Gemüseorchester" ist, das im sinnlichen Grenzbereich zwischen Auge, Ohr und Gaumen sehr erfolgreich, auch international, agiert. Constantin Luser (Jahrgang 1976) hatte währenddessen an der FH Graz Industriedesign studiert, an einem Ort, wo die "dynamischen Jungdesigner nur so in die Wirtschaft katapultiert" werden. Er hatte somit profunde Kenntnisse über Darstellung und Umsetzung komplexer Projekte erworben. Dieses wertvolle Instrumentarium wollte er aber fortan der bildenden Kunst widmen, der er sich viel stärker verbunden fühlte, als dem Produktdesign. Das erste gemeinsame Projekt hatte auch gleich die Dimension, in der fortan gedacht werden sollte: Das Gebäude der "Angewandten" wurde in das überdimensionale Display eines Aufnahmegerätes verwandelt. Grundidee war, die rasterartige Fenstergestaltung des wienflußseitigen Traktes, zu nutzen, um einen riesigen Aufnahmeknopf und den Schriftzug "REC" über die Fassade, von immerhin sechs Stockwerken, laufen zu lassen. Damit sollte während der blauschwarzen Regierungsbildung ein klares politisches Signal gesetzt werden: "Es wird alles mitgeschnitten!" Der Knopf blinkte rot, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Für den weißen Schriftzug diente die normale Zimmerbeleuchtung, die am Abend in den entsprechenden Räumen ein- bzw. ausge schaltet wurde (übrigens ein nicht sehr einfaches Unterfangen in einem Gebäude dieser Dimension), oder man ließ einfach die Jalousien herunter. Für den Aufnahmeknopf wurden die entsprechenden Fenster mit roter Filterfolie, bzw. mit schwarzer undurchsichtiger Abdeckplane verklebt, und dann von hinten mit Scheinwerfern beleuchtet, die mittels Relais zusammengeschaltet waren und im Sekundentakt blinkten. Zur Darstellung wurde vorab eine 3-D Animation hergestellt, die auch als Basis für die Dokumentation dient. Eine andere Arbeit, die während der Wiener Kunstmesse in einem leerstehenden Geschäftslokal am Stubenring zu sehen war, konzentrierte sich auf die Erzeugung von Licht- und Geräuschkompositionen, die durch nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch von Neonleuchten hervorgerufen wurden (Ein sehr ähnlicher Vorgang übrigens, wie das Gemüseorchester dem Gemüse den Klang entlockt). Ein einfacher, analoger Regelmechanismus hielt eine Batterie von Neonröhren im Grenzzustand des Startens, so daß sie nur unregelmäßige Lichtblitze von sich geben konnten, sowie das charakteristische Brummen, was sich noch in der Intensität manipulieren ließ. Die resultierenden "Töne" wurden mittels Kontaktmikrofonen direkt abgenommen und an einem Mischpult gesampled (in Zukunft wird sogar daran gedacht, das Ganze mittels Lichtschranken interaktiv zu gestalten). So entstanden im abgedunkelten Raum live Licht- und Klangimprovisationen, die in ihrer Art am ehesten an Experimente zur Auslösung epileptischer Anfälle erinnerten. Nikolaus Gansterer & Constantin Luser sind als eine Art postavantgardistisches Arbeitsteam zu verstehen, als versierte Forscher, die den intermedialen Raum erkunden, im Spiel zwischen digitaler und analoger Welt, zwischen Realität und Virtualität, zwischen Klang und Bild, Objekt und Installation, zwischen Sinnlichem und Geistigem. Sie gehören einer neuen Generation von Künstlern an, die sehr flexibel in der Wahl ihrer Mittel ist, wenn es darauf ankommt, den gewünschten Ausdruck zu erzielen, sehr vielseitig und professionell in Darstellung und Umsetzung, sehr kommunikativ und kooperationsfreudig. In Brigitte Kowanz haben sie eine Förderin gefunden, die sie in ihrem Tun voll unterstützt, was mir auch ein Indiz für eine neue Zeit an den Kunstuniversitäten zu sein scheint, wo die Lehrer vielleicht in Zukunft nicht mehr schon mit der Berufung, bei vollen Bezügen, in Frühpension gehen.