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showerthoughts

30.11.2017 - 10.01.2018

PFERD Forum zur Förderung zeitgenössischer Kunst, Wien / Österreich

Das PFERD befindet sich etwas ausserhalb der Innenstadt von Wien, peripher und zugleich mittendrin, an einem Ort des Umbruchs. Ein ehemaliges Gewerbegebiet und Industriequartier wird oder ist bereits zu einem Ort für Wohnen und Dienstleistungen geworden. Die zum Shoppingcenter mit Luxusappartements umgebauten Gasometer sind das augenfälligste Beispiel.
Das Studentenwohnheim, welches das Pferd beherbergt, liegt unmittelbar an der U-Bahnstation, zwischen Brachen, Kleingewerbe und Parks. Es bietet eine seltsam paradoxe Architektur, die eine anonyme Wohnnutzung mit verwinkelten und doch grosszügigen Eingangsräumen und Durchgangszonen paart.... Diese sind zum Verweilen vorgesehen, werden aber kaum genutzt. Das Wohnheim repräsentiert mit seinem halböffentlichen Charakter fast exemplarisch einen «Nicht-Ort», wie ihn Marc Augé schon 1994 charakterisiert hat: «So wie ein Ort durch Identität, Relation, und Geschichte gekennzeichnet ist, so definiert ein Raum, der keine Identität besitzt und sich weder als relational noch als historisch bezeichnen lässt, einen Nicht-Ort. […] Eine Welt […] in der die Anzahl der Transiträume und provisorischen Beschäftigungen unter luxuriösen oder widerwärtigen Bedingungen unablässig wächst (die Hotelketten und Durchgangswohnheime, die Feriendörfer, die Flüchtlingslager, die Slums, die zum Abbruch oder zum Verfalls bestimmt sind) […] eine Welt, die solcherart der einsamen Individualität, der Durchreise, dem Provisorischen und Ephemeren überantwortet ist, bietet der Anthropologie ein neues Objekt, dessen bislang unbekannte Dimensionen zu ermessen wären, bevor man sich fragt, mit welchem Blick es sich erfassen und beurteilen lässt.» Die Gruppenausstellung «showerthoughts» reagiert auf diesen Ort mit künstlerischen Mitteln. Die Künstler Simon Iurino und Eric Kläring haben eine internationale Gruppe befreundeter und ihnen bekannter Kunstschaffender eingeladen, den Raum im Wohnheim zu besetzen, zu erobern oder sich anzueignen. Die Arbeiten in unterschiedlichsten Medien eint ein gemeinsames Interesse an räumlichen, architektonischen und funktionellen Fragestellungen. Viele Skulpturen wurden prozesshaft vor Ort entwickelt. In die Ausstellung wird erstmals das gesamte Haus miteinbezogen. Die Besuchenden bewegen sich fast auf einem «Parcours», wobei eine neue Lesbarkeit bestehender Situationen provoziert wird. Dabei wird das «Pferd» während der Ausstellungszeit nicht nur zum Raum, wo geschaut und erfahren wird, sondern auch zum Ort, wo produziert und diskutiert wird: Wie geht Kunst mit einer solch anonymen Situation um? Was trägt sie zu einem solchen Ort bei? Und wie formt sie neue Erfahrungen? Solche Fragestellungen testet «showerthoughts» in den nächsten Wochen im PFERD aus, manchmal spektakulär übergross, manchmal fragil und zierlich.

1 Marc Augé: “Nicht-Orte”, aus dem Franz. von Michael Bischoff,München : Verlag C.H. Beck 2010, S.83

Adrian Dürrwang, Bern

[Quelle: https://www.bildsteinglatz.com/pferd/ 03.01.2018]

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last modified at 03.01.2018


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