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Robert Rauschenberg. Borealis 1988-92

12.04.2019 - 31.05.2019

Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg [Villa Kast], Salzburg / Österreich

Die Galerie Thaddaeus Ropac Salzburg freut sich, in Zusammenarbeit mit der Robert Rauschenberg Foundation eine Ausstellung zu präsentieren, die der Borealis Serie von Robert Rauschenberg gewidmet ist. Die zwischen 1988 und 1992 in Captiva, Florida, entstandenen Borealis Werke gelten als eine der experimentellsten und innovativsten Serien Rauschenbergs.

In diesen Werken übertrug Rauschenberg während seiner ROCI-Tour (Rauschenberg Overseas Culture Interchange, 1984-91) aufgenommene Fotos im typischen Siebdruckverfahren auf Messing-, Kupfer- und Bronzeplatten und trug dann Flüssigkeit auf, die chemische Reaktionen an der Oberfläche hervorriefen und die Wahrnehmung der Motive veränderten.... Mit ihren subtil reflektierenden Oberflächen verändern sich die Borealis Werke je nach Blickwinkel und spielen damit auf die sich ständig verändernde Wirklichkeit der Moderne an.

Zwischen 1984 und 1991 unternahm Robert Rauschenberg das ROCI-Projekt, im Zuge dessen er die Welt bereiste und Ausstellungen in elf Ländern organisierte, in denen künstlerisches Experimentieren unterdrückt worden war, darunter Chile, China und Kuba. Während dieser Reisen machte der Künstler zahlreiche Begegnungen und Entdeckungen, die es ihm ermöglichten, eine neue Werkserie zu entwickeln, die charakteristische Elemente seiner Praxis zusammenführte: Fotografie, Siebdruck, Malerei und experimentelle Techniken.

Nach seiner Chile-Reise, wo er eine Kupfermine und eine Gießerei besuchte, begann Rauschenberg, mit Kupfer zu experimentieren. Fasziniert von diesem reflektierenden Material schuf er, von ihm als „Korrosionen“ bezeichnete Werke, bei denen er Anlaufmittel wie Essigsäure und Ammoniumsalze mit gestischen Pinselstrichen auf Bilder auftrug, die im Siebdruckverfahren auf Messing-, Bronze- und Kupferplatten gedruckt worden waren. Dieser Prozess kann einen sowohl trüben als auch glänzenden Effekt erzeugen, so dass, wie er erklärte, „das Metall das Bild trägt anstatt umgekehrt, wo die Farbe das Bild auf der Oberfläche ist.“ Indem er vor dem Auftragen des Anlaufmittels mit einem anlaufbeständigen Medium malte oder zeichnete, gelang es dem Künstler, koloristische Variationen zu erzeugen. Das Ergebnis war ein leuchtendes Tonspektrum, das je nach Eigenschaften des Metalls von Grün bis Blau und von Rot bis Braun und Schwarz reicht. Diese Technik ermöglichte auch Aspekte des Zufalls, die Rauschenberg sich schon seit seinen frühen Jahren und seinen Freundschaften mit Marcel Duchamp und John Cage stets gerne zunutze gemacht hatte.

Der Titel der Serie bezieht sich auf die Aurora Borealis (im Volksmund als „Nordlichter“ bezeichnet), die auf der Nordhalbkugel als diffuses Leuchten lebendiger Farben am Nachthimmel erscheint. Rauschenberg hatte dieses Phänomen erstmals auf seinen Reisen in Schweden erlebt und erklärte später im Hinblick auf seine Borealis Serie: „Ich dachte mir, dieses Wort sollte der Titel für diese Korrosionen sein.“

Während der Künstler in seinen früheren Serien Bilder aus Zeitschriften und Zeitungen eingesetzt hatte, verwendete er für die Borealis eigene Fotografien, die während des ROCI-Projekts entstanden waren: von Graffiti an der Berliner Mauer über Verkehrszeichen in New York, Schaufenster in Japan, die Uhr am Gare d‘Orsay in Paris bis hin zu Tieren auf Bauernhöfen, um nur einige wenige zu nennen.

In einigen der Werke sind die Bilder dicht angeordnet, in anderen sind sie auf bestimmte Bereiche konzentriert, so dass ein Teil des Materials frei bleibt und mit Rauschenbergs gestischer Pinselführung überlagert wird. Jede Komposition zeigt zufällige Gesten, wie etwa Wischbewegungen und Tropfen, Schlieren, Verwaschungen und Flecken. In einigen Fällen werden die Bilder durch Anlaufen verdunkelt oder sogar vollkommen vernichtet, womit sich das vertraute rauschenbergische Spiel des Verbergens und Offenbarens, Verschleierns und Enthüllens wiederfindet.

Aus den figurativen Motiven der Borealis Serie lässt sich keine spezifische Erzählung ableiten. Wie Kuratorin Corinna Thierolf in ihrem Aufsatz im begleitenden Katalog postuliert:

„In seinen Bildern treten die Motive, darunter Verkehrsschilder, Zeitungsausschnitte, Architekturansichten mit spiegelnden Fassaden, Fahrzeuge, Funkstationen, Informationstafeln, Tiere und Pflanzen, nur vage hervor, und so liegt es durchaus nahe, dass er in ihrer geheimnisvoll leuchtenden Präsenz eine Analogie zu den flüchtigen und wandelbaren Leuchtprozessen in der Natur gesehen hat.“

Rauschenbergs Borealis Werke zeugen von seinem technischen Können, das nichtsdestotrotz Platz für das Unvorhersehbare schafft. Die Borealis Serie folgt auf Andy Warhols Oxidation Paintings aus den 1970er Jahren und steht im Kontext der Ende der 1980er Jahre einsetzenden alchemistischen Wende, als Künstler wie etwa Sigmar Polke ein besonderes Interesse an der transformativen Kraft von Licht und Materialien zeigten. Die Borealis wurden schon bald zu einem Höhepunkt in Rauschenbergs Schaffen aus den 1980 - 90er Jahren. Heute sind die Werke in Sammlungen bedeutender Institutionen vertreten, darunter das Museum Ludwig in Köln, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München.

Zur Ausstellung erscheint ein vollständig illustrierter Katalog mit einem Essay von Dr. Corinna Thierolf, Kuratorin für Kunst ab 1945 an der Pinakothek der Moderne, München.


[Quelle: www.ropac.net]

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last modified at 07.08.2019


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