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I’M ONE ONLY IF I’M MANY: collaboration as framing in the work of IRWIN

Ausstellungsinformation: I’M ONE ONLY IF I’M MANY: collaboration as framing in the work of IRWIN. 20

13.09.2019 - 12.10.2019

Christine König Galerie, Wien / Österreich
curated by_vienna 2019, circulation, Wien / Österreich

Collaboration is one of the key concepts in the work of the art group IRWIN. While collaboration, of course, is the sine qua non of any art group, in IRWIN’s case it means something else as well: framing. Whatever IRWIN frames, whether the work of a different artist or part of some other reality, it becomes IRWIN’s own art. While IRWIN’s framing can be connected with appropriation art, it is also based on the constructivist avant-garde tradition. Translated into IRWIN’s language, this means that, at the same time, art can be both art and the constructor of a new art system in which what was marginalised before is now thrust to the centre....

IRWIN was established in 1983. The following year, IRWIN and two other groups, the multimedia group Laibach and the Sisters of Scipio Nasica (SSN) Theatre, established Neue Slowenische Kunst (NSK), one of the most important artistic movements in Eastern Europe. The three founding groups divided up the various tasks: Laibach assumed responsibility for ideology, the SSN Theatre focused on religion, and IRWIN became the NSK chronicler. As chronicler, IRWIN initially brought to its paintings various motifs from Laibach. Then it went on to “archive” the local avant-garde tradition, in which the 1960s group OHO was most prominent.

Although painting is IRWIN’s primary medium – and here their most important achievement is the ongoing project Was ist Kunst, begun in 1986 – the group also works in other formats, in which collaboration is always an integral element. In 1996, IRWIN and several Russian and American artists embarked on a trip across the United States, “a journey from east to west”, to discuss the issue of Eastern European art: Does it exist at all or is it just a construct? IRWIN later “documented” the trip in an art installation.

Who are the members of the IRWIN family? In the wall installation Retroavantgarda, which they produced for the first time in 1996, the IRWIN family tree includes artists and groups from the historic avant-garde tradition to their own generation.

In 1992, Neue Slowenische Kunst transformed itself into the NSK State in Time, and, ever since, IRWIN has been organising various related projects, including the NSK State Pavilion in Venice during the 58th Biennale in 2017. Here IRWIN turned the supposedly normal procedures of the art world upside down: the group made itself the pavilion commissioner and invited two curators to conceive the exhibition. The curators then asked Ahmet Ögüt to design the art installation, in which asylum seekers in the Veneto region were given the chance to develop migration policies and issue NSK passports. Finally, IRWIN framed the complex collaboration in the installation under the names IRWIN and Ahmet Ögüt.

In the 1990s, IRWIN collaborated with three artists who were already well-integrated in the Western art system: Marina Abramovic, Michelangelo Pistoletto and Andres Serrano. IRWIN invited them to do collaborative projects featuring the media those artists normally use: Abramovic appears in a photo surrounded by the five IRWIN painters in a way that emphasises her sexual body; Pistoletto participated with two objects – signs of the human body as both individual and relational subject; and Serrano produced a group portrait of the IRWIN members with the black squares instead of moustaches.

All the works point to the individual practices of the different artists but are at the same time collaborative. We find a similar approach in the paintings from IRWIN’s Was is Kunst series, each of which is painted by one of the five members and then framed in heavy black frames that unite the individual works in a single whole. Through the frames, IRWIN seems to be saying: I’m one only if I’m many.


Zusammenarbeit ist einer der Schlüsselbegriffe im Werk des Künstlerkollektivs IRWIN. Während Zusammenarbeit natürlich die Conditio-sine-qua-non jeder Künstlergruppe ist, bedeutet dies im Fall von IRWIN noch etwas anderes: das Framing. Was auch immer IRWIN in den Blick nimmt, egal ob es das Werk anderer Künstler oder Teil einer anderen Realität ist, es wird zu IRWINs eigener Kunst. Während IRWINs Framing mit der Aneignung von Kunst in Verbindung gebracht werden kann, gründet es auch auf der konstruktivistischen Avantgardetradition. Übertragen auf IRWINs Sprache bedeutet das, dass Kunst zugleich Kunst und Urheberin eines neuen Kunstsystems sein kann, in dem das, was zuvor marginalisiert wurde, nun in den Mittelpunkt rückt.

IRWIN wurde 1983 ins Leben gerufen. Im folgenden Jahr gründeten IRWIN und zwei weitere Gruppen, die Multimediagruppe Laibach und das Theater der Scipion Nasice Schwestern (SSN), die Neue Slowenische Kunst (NSK), eine der wichtigsten Kunstbewegungen im ehemaligen Osteuropa. Die drei Gründungsgruppen teilten sich untereinander verschiedene Aufgaben auf: Laibach übernahm die Verantwortung für die Ideologie, die Theatergruppe SSN konzentrierte sich auf Religion, und IRWIN avancierte zum Chronisten der NSK. In dieser Funktion übernahm IRWIN anfänglich in seinen Gemälden verschiedene Motive von Laibach. Danach ging das Kollektiv dazu über, die regionale Avantgardetradition zu „archivieren“, in der die in den 1960er Jahren tätige Gruppe OHO besonders hervorstach.

Obwohl die Malerei das Hauptmedium von IRWIN ist – und hier ist ihre größte Errungenschaft das 1986 begonnene, immer noch laufende Projekt Was ist Kunst –, arbeitet die Gruppe auch mit anderen Formaten, bei denen die Zusammenarbeit immer ein wesentliches Element darstellt. 1996 begaben sich IRWIN sowie einige russische und amerikanische Künstler auf eine Reise durch die Vereinigten Staaten, „eine Fahrt von Ost nach West“, um über die osteuropäische Kunst zu diskutieren: Existiert sie überhaupt oder ist sie nur ein Konstrukt? IRWIN „dokumentierte“ die Reise später in einer Kunstinstallation.

Wer sind die Mitglieder der IRWIN-Familie? In der Wandinstallation Retroavantgarda, die sie erstmals 1996 produzierten, umfasst der IRWIN-Familienstammbaum Künstler und Gruppen von der historischen Avantgarde bis hin zu ihrer eigenen Generation.

1992 verwandelte sich die Neue Slowenische Kunst in den „NSK State in Time“. Seither hat IRWIN verschiedene, damit in Zusammenhang stehende Projekte, darunter auch den Pavillon des NSK-Staates in Venedig bei der 58. Biennale im Jahr 2017, organisiert. Hier verkehrte IRWIN die vermeintlich normalen Verfahren der Kunstwelt ins Gegenteil: Die Gruppe selbst gab sich als Auftraggeber und Kommissar des Pavillons aus und lud zwei Kuratoren zur Konzeption der Ausstellung ein. Die Kuratoren beauftragten dann Ahmet Ögüt mit dem Entwurf der Kunstinstallation, bei der Asylbewerbern in der Region Veneto die Gelegenheit gegeben wurde, eine Migrationspolitik zu entwickeln und NSK-Pässe auszustellen. IRWIN gab der komplexen Zusammenarbeit schließlich in der Installation unter dem Namen IRWIN und Ahmet Ögüt den entsprechenden Rahmen.

In den 1990er Jahren arbeitete IRWIN mit drei Künstlern zusammen, die in das westliche Kunstsystem bereits bestens integriert waren: Marina Abramovic, Michelangelo Pistoletto und Andres Serrano. IRWIN lud sie zu Gemeinschaftsprojekten mit Medien ein, die diese Künstler normalerweise verwenden: Abramovic taucht in einem Foto auf, umgeben von den fünf IRWIN-Malern, so dass ihre körperliche Sexualität herausgestellt wird; Pistoletto nahm mit zwei Objekten teil – Zeichen für den menschlichen Körper als individuelles und relationales Subjekt; und Serrano schuf ein Gruppenporträt von den IRWIN-Mitgliedern, auf dem schwarze Quadrate anstelle von Schnurrbärten zu sehen sind.

All die Arbeiten verweisen auf die individuellen Praktiken der verschiedenen Künstler, die jedoch gleichzeitig Gemeinschaftsarbeiten sind. Eine ähnliche Herangehensweise finden wir in den Gemälden aus IRWINs Serie Was ist Kunst, von denen jedes von einem einzigen der fünf Mitglieder gemalt und dann in schwere schwarze Rahmen gesetzt wurde, welche die individuellen Werke zu einer Einheit zusammenfassen. Durch die Rahmen scheint IRWIN auszudrücken: Ich bin nur einer, wenn ich viele bin.


Zdenka Badovinac
Translation (German): Eva Dewes


[Quelle: https://curatedby.at/]

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last modified at 28.11.2019


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