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Marlies Pöschl. Les Maintenants

Einladung: Marlies Pöschl. Les Maintenants. 2021

12.12.2020 - 24.01.2021

Salzburger Kunstverein, Salzburg / Österreich

Marlies Pöschl ist die Preisträgerin des Förderpreises des Salzburger Kunstvereins / Land Salzburg 2019, der mit einer Präsentation ihrer Arbeiten im Kabinett verbunden ist. Das Werk der Künstlerin bewegt sich zwischen Film, Forschung, Experiment und philosophischen Reflexionen über Menschlichkeit, Ethik und der Zukunft der Technologie. Kollaboration ist zentral in Pöschls künstlerischer Praxis, so ist sie u.a. Gründungsmitglied und Obfrau von The Golden Pixel Cooperative (einem Kollektiv von Künstler_innen, die mit Bewegtbild arbeiten)....

Die Arbeit Marlies Pöschls zeichnet sich durch ihren doppelbödigen Charakter aus. Ihre Filme, die sich häufig auf Science-Fiction und feministische Theorie beziehen, knüpfen an eine bekannte, alltägliche Realität an. Dennoch ist nichts so, wie es zunächst scheint. Besonders durch die Zusammenarbeit mit Kindern und Laiendarsteller_innen erzeugen Marlies Pöschls Filme einen aufwühlenden Effekt. Dieser Einsatz von Desorientierung in ihrer Arbeit ist beabsichtigt, sogar strategisch, da er dazu beiträgt, das was augenscheinlich wirkt, zu untergraben. In ihren Arbeiten klingen immer wieder virulente Zukunftsfragen an, darunter auch jene, wie sich beispielsweise Empathie und (Alten-)Pflege durch den technologischen Fortschritt verändern könnten. Oder wir begegnen unheimlichen, wundersamen Landschaften, die auf existierenden Realitäten beruhen, wenngleich sie auch durch den futuristischen, kritischen Blick der Künstlerin gefärbt sind. Ihre Kunstwerke sind ebenso zeitgemäß wie vorausschauend in ihrem fortwährenden Bestreben, eine Welt darzustellen, die sich rasant verändert.

Zwei der in dieser Ausstellung präsentierten Arbeiten sind das Ergebnis eines umfangreichen pädagogischen Projekts, das sich an eine heterogenen Gruppe von Teilnehmer_innen richtete – u. a. Kinder, Jugendliche und Senioren – und sich mit der Automatisierung von Emotionen beschäftigt. Marlies Pöschls Film Aurore zum Beispiel ist ein kollektiv verfasster Science-Fiction Film, in dem Les Maintenants – eine fiktive Firma, die Pflegeroboter entwickelt – eine zentrale Rolle spielt. Zugleich ist Les Maintenants (frz.) eine sprachliche Neuschöpfung, sie meint wörtlich übersetzt, den Plural von „Jetzt“ (maintenant) – eine ständig wiederholte, ewige Gegenwart. Die Frage nach der Zeit ist zentral in Marlies Pöschls Arbeiten: einerseits im gemeinsamen Spekulieren über eine Zeit, die kommt, andererseits als Zukunft, die immer schon die Vergangenheit in sich trägt.

Diese Filme sind sorgfältig konstruierte Narrationen, in denen Mythos, Dokumentation und Science-Fiction sich überlagern und gegenseitig bereichern. Aber wir erleben auch ein Art Innehalten, indem die Künstlerin eine alternative Zeitlichkeit, die gewohnte Rhythmen hinterfragt und standardisierte Zeit-Zonen überschreitet, zu formulieren scheint. In Ihren Recherchen bewegt Pöschl sich an Orte, die an den Rändern der Gesellschaft liegen und nach einer eigenen Logik funktionieren. Zum Beispiel steht das Leben von Senior_innen in verschiedenen Senioreneinrichtungen im Zentrum dieser drei Arbeiten: Wie würden die Häuser, in denen sie leben in 20 Jahren aussehen? Welche emotionale Verbindung haben sie zu technologischen Geräten? Was bedeutet Körperlichkeit für sie? Würden sie ihren Körper aufgeben und zu einer künstlichen Intelligenz werden?

Pöschls Arbeiten beschäftigen sich mit den veränderten Beziehungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren, die durch neue technologische Entwicklungen entstehen. Wesentlich dabei ist, dass sie die Nutzer_innen miteinbezieht, um gemeinsam mit ihnen zu erzählen. Ihre Filme entstehen aus kollektiven Prozessen, in denen sie temporäre Gemeinschaften initiiert – Workshops, Chöre und fiktive Startups. Mittels einer vielseitigen Methodologie wird so – jenseits der Sprache – gemeinsam ein Wissen über ungewisse Zustände formuliert, das auf der Bedeutung von Wechselseitigkeit, Resonanz und Situiertheit beharrt.


[Quelle: https://web.archive.org/save/https://www.salzburger-kunstverein.at/at/ausstellungen/aktuell/2021-02-20/marlies-poeschl]

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last modified at 06.05.2021


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