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Wolfgang Becksteiner. Distanzierte Nähe

21.09.2021

Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, Graz / Österreich
Öffentlicher Raum Graz, Graz / Österreich

Ausstellungsort: Burggarten Graz

Im April 2020, kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie, schrieb das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark gemeinsam mit dem Land Steiermark und der Kronen Zeitung einen zweistufigen Wettbewerb zur Gestaltung von Skulpturen in Reflexion auf die Corona-Pandemie in Graz und der Steiermark aus.

Das Corona-Virus hatte sich zu diesem Zeitpunkt in unglaublicher Geschwindigkeit über alle Kontinente verbreitet. Gemeinden, Städte und Länder wurden unter Quarantäne gestellt, Schulen, Universitäten und Firmen geschlossen.... Das wirtschaftliche, kulturelle und soziale öffentliche Leben war zum Erliegen gekommen, Fern- statt Nahgesellschaft war das Diktum.

Aus der unmittelbaren Erfahrung und in Auseinandersetzung mit der Corona-Pandemie sollten Arbeiten im öffentlichen Raum an mehreren Orten in der Steiermark als „vergegenständlichte Erinnerung“ geschaffen werden und Fragen nach den Auswirkungen auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene aufgreifen.

Eine siebenköpfige Jury entschied sich nach intensiver Beratung für die Umsetzung von drei Projekten aus 220 Einreichungen. Die Siegerprojekte von Wolfgang Becksteiner, Werner Reiterer und Michael Schuster zeichnen sich durch ihr Erinnerungspotential und ihren Blick in die Zukunft aus. An öffentlichen Plätzen in Graz und der Steiermark sind sie Statements über und Fragen an unsere Gesellschaft.

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Das Corona-Denkmal Distanzierte Nähe ist in direkter Blickachse zur Burg, dem Sitz der Steiermärkischen Landesregierung, im Burggarten aufgestellt, wo wesentliche Entscheidungen in Bezug auf die Covid-19-Pandemie getroffen wurden. Am Knotenpunkt von drei Kieswegen greift es die Sichtachse zur Burg auf. Zwei parallele, 2,20 m hohe und 3,40 m lange Betonwände lassen einen abgegrenzten Weg an einer Gabelung entstehen, der zum Durchschreiten einlädt. Dieser Gang ermöglicht ein direktes Erleben der Skulptur.

Mittels aufgerauter, schwarz lackierter Wandinnenseiten verweist Wolfgang Becksteiner auf die raue, harte Zeit der Krise. Die Enge und Dunkelheit im Inneren des Objekts lassen die Bedrückung durch die Pandemie physisch nachvollziehbar werden. Die Besucher*innen finden sich in Isolation und Einsamkeit wieder, distanziert von ihren Mitmenschen in der unmittelbaren Umgebung. Gleichzeitig gewähren die beiden geöffneten Seiten einen Ausblick und Ausweg, einen immer möglichen Blick nach hinten und nach vorne. Sie werden zur immanenten Erinnerung an die gewohnte Freiheit und Möglichkeit für Nähe als auch zur Hoffnung, bald wieder zu diesen wichtigen Bestandteilen des Lebens zurückfinden zu können.

Während der in der Corona-Pandemie omnipräsent gewordene Meterabstand zwischen den zwei hohen Wänden an die Notwendigkeit der Distanz und die damit verbundenen Gefühle erinnert, ermöglicht gerade dieser Zwischenraum Bewegung – das Voranschreiten in der Bedrängnis versteht sich als Symbol der Bewältigung. Die strengen Präventionsmaßnahmen treffen auf wichtige menschliche Bedürfnisse wie zwischenmenschliche Beziehungen und körperliche Kontakte. Wir finden uns in einem Konflikt wieder. Es werden Fragen nach den (Über-) Lebensbedürfnissen des Individuums gleich wie nach jenen einer sozialen, offenen Gesellschaft aufgeworfen.

Wolfgang Becksteiner und das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

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last modified at 05.11.2021


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