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Jakup Ferri. Sunray Acrobat

18.09.2021 - 27.11.2021

Kunstraum Innsbruck, Innsbruck / Österreich

Indem er sich in die Details des Alltagslebens vertieft, lenkt Jakup Ferri den Fokus von den "großen" Themen hin zu einer imaginären Welt, inspiriert von der Unmittelbarkeit des Lebens in intimen oder kollektiven Räumen. Die Kunstwerke verschiedenster Medien, von Malerei, Zeichnung, Papiermosaik, Stickerei oder Teppichen bis hin zu Video pulsieren im Detail, im "Kleinen" und Gewöhnlichen, in dem das Leben explodiert trotz aller kapitalistischen Zerstörung und Krise rundherum. Menschen, Kreaturen, Tiere sammeln Sonnenstrahlen und Regentropfen, spielen Musik, tanzen, machen Akrobatik, rasten und regenerieren sich.... Zwischen den Zeilen wird eine andere Welt imaginiert.

Ferris lebendiges Porträt des Stadtlebens und seiner Freizeitaktivitäten verbindet sich mit populären Elementen und Ritualen, in denen städtischer Raum und Natur verschmelzen, Menschen und Tiere werden gleichwertige Akteur*innen, wie man das aus Cartoons und Comics kennt oder aus indigener und populärer Vorstellungswelt. Der Künstler betont die enorme Macht des Alltäglichen als Überlebensstrategie. Seine Arbeit befasst sich mit der freudvollen Seite des Lebens, auch wenn die Umstände mitunter schwierig und isolierend sind (wie in den Nachkriegsgesellschaften, Transition und Migration). Die übermittelten Botschaften sind witzig und humorvoll und richten sich oft auf die absurden und surrealen Aspekte des Lebens. Ostentative Repräsentation (von Erfolg und Reichtum) wird irrelevant, schauen doch die Tiere ganz unbeeindruckt fern, besuchen Fantasiefiguren Volksfeste, ist das Leben ein einziger Strand. Dabei handelt es sich keineswegs um eine frivole Performance der Verspieltheit eines privilegierten Künstlers. Es ist ein klares Nein, eine dezidierte Zurückweisung der herrschenden Zustände.

Eine zweidimensionale Ästhetik, reduzierte Zeichen- und Kolorierungstechniken sowie ein paralleles Geschichtenerzählen zeugen von der Leidenschaft des Künstlers für das Populäre, "Volkstümliche" und hausgemachte Kreativität und Kulturproduktion. Kunstgeschichte sowie Off-Kunstgeschichte – von den historischen Avantgarden, Outsider Kunst bis zu Folk Arts und Kunsthandwerk – sind reiche Quellen für die Recherche. Nicht-westlich-zentriertes und nicht-akademisches Wissen ist eine wichtige Referenz, was mit einer Anerkennung für die kreative Kapazität der Menschen einhergeht, unabhängig von ihrem Klassenprivileg (das die zeitgenössische Kunstwelt steuert).

Jakup Ferri gestaltet seine Kunstwerke in intensiver Zusammenarbeit mit Stickereien, Webereien und Teppichknüpfereien in seinem Heimatort Prishtina im Kosovo, in Albanien, Surinam und Burkina Faso. Sein Engagement für diese Medien unterstützt nicht nur kleine Werkstätten, die durch kapitalistische Produktionsweisen sehr gefährdet sind, es unterläuft auch traditionelle Geschlechterrollen (nach der patriarchalen Arbeitsteilung der Geschlechter wird alles Textile den Frauen zugewiesen). Eine Serie von Kunstwerken in Form von Teppichen, die der Künstler in Kooperation mit seinem Sohn Jip gestaltet hat, geht in den Rhythmus der Abstraktion über, inspiriert von digitalen Welten. Die Serie wird neben neuen Arbeiten Ferris gezeigt.

Die Ausstellung im Kunstraum Innsbruck ist die erste Einzelausstellung Jakup Ferris im deutschsprachigen Raum in Europa.


[Quelle: https://web.archive.org/save/https://www.kunstraum-innsbruck.at/archiv/ausstellungen/jakup_ferri]

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