Glanz und Elend. Neue Sachlichkeit in Deutschland
24.05.2024 - 29.09.2024
Leopold Museum, Wien / Österreich
Nach den physischen und psychischen Zurichtungen und abgründigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, in dem mehr als neun Millionen Menschen den Tod fanden und der über zwanzig Millionen Verwundete hinterließ, verlangte die Kunst nach einer neuen Darstellung der Wirklichkeit. Resignation, Anklage und unbeschreibliches Elend auf der einen, Hoffnung, Sehnsüchte und aufkommende Lebenslust der sogenannten „Goldenen Zwanzigerjahre“ auf der anderen Seite sollten dieses Epochenphänomen auf eine neue Weise beschreiben: un sentimental, nüchtern, konkret und puristisch; kurz: auf eine sachlich realistische Art.... Damit stand die Neue Sachlichkeit, deren Bezeichnung auf die 1925 in der Städtischen Kunsthalle Mannheim stattgefundene Ausstellung Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expres- sionismus von Gustav Friedrich Hartlaub zurückgeht, im Gegensatz zu und nicht zuletzt als Reaktion auf einen pathoserfüllten, illusionistischen Expressionismus, der nicht in der Lage war, die geistige und politische Krisensituation bzw. deren Wirklichkeit zu protokollieren.
Max Beckmann, Heinrich Maria Davringhausen, Otto Dix, George Grosz, Karl Hubbuch, Grethe Jürgens, Lotte Laserstein, Felix Nussbaum, Gerta Overbeck, Christian Schad, Rudolf Schlichter und viele weitere Künstler*innen bannten den Zeitgeist auf Leinwand und Papier. Sie waren imstande, die soziale Wirklichkeit auf pluralistische Weise in realistischen Tenden zen zu beschreiben. Bildthemen fanden sie nicht nur in den Folgen des Ersten Weltkrieges, sondern auch in der florierenden Vergnügungsindustrie, den neuen Lebensentwürfen von selbstbestimmten und selbstbewussten Frauen oder dem Eindringen der Technik und des Fortschritts in die Lebenswelt wie in die Natur.
Ein jähes Ende fand diese neue künstlerische Herangehensweise 1933 mit der Machtüber nahme Adolf Hitlers und der aufkommenden nationalsozialistischen Kunstpolitik: Politisch verdächtige Künstler*innen mussten Durchsuchungen ihrer Wohnungen und Ateliers über sich ergehen lassen, Professoren wurden entlassen, Ausschlüsse aus Künstler*innenver einigungen folgten ebenso wie Ausstellungsverbote. Manche flüchteten ins Ausland, andere zogen sich in die innere Emigration zurück, wieder andere passten sich an oder wurden zu Mitläufer*innen des Systems. Einige Mutige fanden Formen des künstlerischen Widerstan des, so etwa Hans Grundig oder Wilhelm Lachnit, was um 1933 bereits mit Haftaufenthalt oder Polizeiaufsicht geahndet wurde, ab 1940, wie im Falle Grundigs, mit Deportation ins Konzentrationslager.
Diese in Österreich bis dato erste umfassende Ausstellung zur deutschen Neuen Sachlich keit schließt an die beiden im Leopold Museum präsentierten Ausstellungen Menschheits- dämmerung (2021) und Hagenbund. Von der gemäßigten zur radikalen Moderne (2022) an, die einen Fokus auf neusachliche und andere Strömungen in der österreichischen Kunst der Zwischenkriegszeit legten. Nun richtet sich der Blick auf ausgewählte Beispiele des neusach lichen Kunstschaffens in Deutschland.
[Quelle: https://web.archive.org/web/20240109151744/https://www.leopoldmuseum.org/de/ausstellungen/142/neue-sachlichkeit-in-deutschland]
>>>>> Die Liste der Beteiligten dieser Gruppenausstellung ist unvollständig. Hinweise bezüglich weiterer Beteiligter nehmen wir gerne entgegen.
>>>>> The list of participants of this group exhibition is not complete. Please contact us if you have information about further participants. [basis wien,09.01.2024]
- Dodo
- Ernst Barlach
- Max Beckmann
- Albert Birkle
- Heinrich Davringhausen
- Kate Diehn-Bitt
- Otto Dix
- August Wilhelm Dressler
- Ernst Fritsch
- Barthel Gilles
- Otto Griebel
- Carl Grossberg
- George Grosz
- Hans Grundig
- Lea Grundig
- Manfred Hirzel
- Heinrich Hoerle
- Karl Hofer
- Karl Hubbuch
- Willi Jaeckel
- Grethe Jürgens
- Alexander Kanoldt
- Hanns Ludwig Katz
- Käthe Kollwitz
- Lotte Laserstein
- Franz Lenk
- Jeanne Mammen
- Josef Mangold
- Carlo Mense
- Ernst Neuschul
- Felix Nussbaum
- Emil Orlik
- Gerta Overbeck
- Herbert Ploberger
- Curt Querner
- Anton Räderscheidt
- Franz Radziwill
- Karl Rüter
- August Sander
- Christian Schad
- Rudolf Schlichter
- Wilhelm Schnarrenberger
- Georg Schrimpf
- Ernst Thoms
- Eberhard Viegener
- Erich Wegner
- Gert Wollheim
- Gustav Wunderwald
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- Zu Besuch bei Mackie Messer. in: Falter. 05.06.2024
- Leopold Museum widmet sich 2024 der Neuen Sachlichkeit. in: Salzburger Nachrichten online. 21.12.2023
- Leopold Museum zeigt Gemälde als Demonstrationsschilder. in: Salzburger Nachrichten online. 30.08.2024
- Kühl: Mit Pinsel nüchtern betrachtet. in: Falter. 22.05.2024
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